Der Schlüssel zur klassischen Musik

16. August, 2018

Tobias Haunhorst lässt bei seinem Chopin-Abend das Publikum träumen

Von Ralf Tiemann

Tobias Haunhorst war am Dienstag zum zweiten Mal im Forum St. Pankratius zu Gast. – Foto: Ralf Tiemann
Tobias Haunhorst war am Dienstag zum zweiten Mal im Forum St. Pankratius zu Gast. – Foto: Ralf Tiemann

Iserlohn. Klaviermusik ist einfach beliebt, und die von Chopin sowieso. Der Inbegriff des Traumhaften, Musik zum Augen schließen und Genießen. Dementsprechend gut besucht war die zweite Folge in der Reihe der diesjährigen Sommerklänge, zu der der junge Pianist Tobias Haunhorst am Dienstag einen reinen Chopin-Abend vorbereitet hatte. Rund 100 Zuhörer füllten das Forum St. Pankratius, und viele von ihnen taten genau das: Augen schließen und genießen.

Wie ein Nachschlagewerk für die Tonart-Charaktere

Dabei bot das Programm nicht nur etwas fürs Herz, sondern auch viel für den Kopf. Denn Haunhorst hatte bei seinem zweiten Auftritt bei den Sommerklängen nicht weniger als den Schlüssel zur klassischen Musik dabei. Jedenfalls wenn es um die Wahl der Tonarten geht. Denn jede Tonart hat ihren eigenen Charakter und wird von einem Komponisten nicht beliebig gewählt, sondern aus gutem Grund – eben um seiner Musik einen bestimmten Charakter zu verleihen. Chopin hat mit seinen 24 Préludes op. 28, in denen er mit sehr kurzen Stücken durch alle 24 Tonarten schreitet, auch alle 24 Charaktere vorgestellt -quasi ein Nachschla­gewerk, um die Effektvielfalt der Klassik nachvollziehen zu können. Früher, das stellte Haunhorst in seiner sympathischen Einführung klar, seien die Unterschiede der Tonarten wegen der damals anderen Klavierstimmung noch sehr viel schärfer gewesen und seien vom Publikum auch verstanden worden. Doch auch für heutige Ohren seien die 24 Préludes eine interessante Erfahrung, wenn es um den Charakter der Tonarten gehe.
Doch setzt sich der 25-jährige Virtuose, der trotz seiner Jugend schon eine bemerkenswerte Karriere als Konzert-Pianist vorzuweisen hat und dem mit Sicherheit die Zukunft gehört, an den Flügel und spielte so traumhaft schön, ließ die mitunter weltbekannten Miniaturen so fließend und filigran hören, dass viele der Zuhörer keine Wahl hatten, den Kopf ausschalteten und ihre Herzen öffneten: Augen zu und genießen.

Text und Foto © Iserlohner Kreisanzeiger, Lokalteil Iserlohn, S. 15, 16.08.2018