Zwischen weit entfernten Polen

10. August, 2018

Das Elignia-Quartett eröffnet die Reihe der Sommerklänge mit einem Wandelkonzert

Von Ralf Tiemann

Zwischen dem ersten Konzertteil im Forum und dem zweiten in der Kirche unterhielt das Elignia-Quartett auch in der Pause unter freiem Himmel.
Zwischen dem ersten Konzertteil im Forum und dem zweiten in der Kirche unterhielt das Elignia-Quartett auch in der Pause unter freiem Himmel. – Foto: Ralf Tiemannn

Iserlohn. „The Jogger“ hieß das Stück direkt vor der Pause – das passte zwar sehr gut dazu, dass das Publikum nun aufgefordert war, sich in Bewegung zu setzen, zum Wetter passte es aber ganz und gar nicht. Am Dienstagabend war es jedenfalls so brütend heiß, dass man schon beim Gedanken an eine Jogging-Runde der Ohnmacht nahe war. „Das heißeste Sommerklänge-Konzert bisher“, konstatierte auch Konrad Dickhaus vom veranstaltenden Förderverein „Musica Sacra Iserlohn“.
Und die vier jungen Damen vom „Elignia-Quartett“ konnten einem fast ein wenig leid tun. Denn gut eineinhalb Stunden Blockflöte spielen auf höchstem Niveau ist bei so einem Wetter sicherlich kein Zuckerschlecken. Und dann auch noch solche Stücke wie „The Jogger“. Das klang natürlich genau so wie es der Name vermuten lässt – ziemlich abgehetzt. Der Titel zeigt aber auch, dass sich die vier Flötistinnen aus Köln, die im übrigen keine feste Rollenverteilung hatten, sondern die unterschiedlich großen Instrumente der Blockflötenfamilie munter untereinander austauschten, nicht allein auf Alte Musik konzentrierten, sondern auch sehr interessante zeitgenössische Musik mitge­bracht hatten. Und bei der Alten Musik gingen sie richtig weit zu­rück. Zunächst im Forum St. Pankratius, in dem sie einen sehr rasanten Start hinlegten, etwa mit einer musikalischen Schlachtbeschreibung. Neben Werken aus Barock und Renaissance berührten sie mit einer Adaption aus dem mittelalterlichen Robertsbridge-Codex dabei sogar die Anfänge der abendländischen Musiknotation.

Zwischen Arvo Pärt und Hildegard von Bingen

Den zweiten Teil des Konzertes durften die Zuhörer dann in dem riesigen und von enormem Hall erfüllten Raum der Aloysius-Kirche genießen. Nach jedem Stück zauberte der lange Nachklang ein Staunen auf die Gesichter der vier Musikerinnen. Hierfür hatten sie eher ruhige Musik ausgewählt, wobei sie sich erneut mit dem Zeitgenossen Arvo Pärt und der mittel­alterlichen Komponistin Hilde­gard von Bingen zwischen sehr weit entfernten Gegenpolen be­wegten. Gerade in dieser Form des Wandelkonzertes zwischen zwei Spielstätten mit zusätzlicher Pausenunterhaltung unter freiem Himmel, war dieses Konzert ein sehr gelungener Start in die diesjährige Sommerklänge-Reihe.

Text und Foto © Iserlohner Kreisanzeiger, Lokalteil Iserlohn, S. 14 vom 10.08.2018