Dreiklang der Kirchen in Harmonie

15. Juni, 2021

Führungen, einen Spaziergang und vor allem viel Musik bot am Sonntag der Westfälische Orgeltag, der in Iserlohn erstmals ökumenisch veranstaltet wurde

Besondere Kirche, besondere Führung: Hanns-Peter Springer erläutert dem zehnjährigen Pascal und seiner Mutter, die auf der Empore stehen, Besonderheiten der Reformierten Kirche.  Tim Gelewski

Tim Gelewski

Kantor Tobias Leschke griff diesmal in der Obersten Stadtkirche in die Tasten.  Privat

Iserlohn So klingt dann wohl Ökumene: Im Rahmen des Westfälischen Orgeltages stand am Sonntag vor allem in der Innenstadt alles im Zeichen dieses besonderen Musikinstruments. Die Evangelische Kirche von Westfalen hatte gemeinsam mit den drei katholischen Bistümern und zahlreichen Partnern zu rund 120 Veranstaltungen eingeladen. Trotz aller Einschränkungen durch das Coronavirus sollte der Tag so weit wie möglich in Präsenz stattfinden.

In Iserlohn standen am Sonntag Orgelführungen in der Reformierten Kirche und ein Orgelspaziergang mit Andachten und den Stationen St. Aloysius, Oberster Stadtkirche und Bauernkirche auf dem Programm. „Wir haben gemerkt, dass das ökumenische Format funktioniert“, erklärt später Dekanatskator Tobias Leschke, der im Rahmen der Ökumene nicht wie gewohnt in St. Aloysius, sondern in der Obersten Stadtkirche in die Tasten griff. Einzig die Uhrzeit 15.30 Uhr für den Auftakt habe sich als überdenkenswert erwiesen. Waren es an Station zwei in der Obersten Stadtkirche gut 45 Besucher und zum Abschluss in der Bauernkirche etwa 60, waren es in St. Aloysius noch einige weniger gewesen. „Die Planung steht im Grunde seit drei Jahren. Da wussten wir noch nichts von Corona oder dass die EM verschoben wird“, nennt er mögliche Gründe. Nichtsdestotrotz sagt er: „Die Grundidee hat funktioniert.“

Die drei Stationen des Spaziergangs zwischen den fußläufig nur wenige Minuten voneinander entfernten Kirchen hatten dabei jeweils einen eigenen musikalischen und textlichen Schwerpunkt. Schöpfung, die Orgel singt, Glocke – so lautete hier der thematische Dreiklang, an Station drei gestaltet von Ute Springer und an Station eins von ihrem Mann Hanns-Peter Springer.

Letztgenannter war es auch, der bereits am Mittag vor dem Auftakt der Spaziergänge Führungen (mit Anmeldung) in der Reformierten Kirche anbot. „Entweder fasziniert die Besucher die Technik, oder die Musik, oder beides“, ist er sicher.

Ähnlich sieht das wohl auch Julia Heller, die mit ihrem zehnjährigen Sohn Pascal gekommen ist. „Ich unterrichte musikalische Früherziehung, er ist sowieso zuhause immer von Musik umgeben“, begründet sie ihren Besuch. Wobei Pascal vor allem die Technik und die schiere Größe des Instruments zu begeistern scheine. „Um die 1000 Pfeifen hat die Orgel“, erklärt Springer, zudem auch einiges Überraschendes: „Die, die man vorne sieht, klingen überhaupt nicht.“ Die Erbauer des Instruments hatten offenkundig nicht nur den Klang im Ohr, sondern auch die Optik im Auge.

„Wir wollten zeigen, wie vielfältig die Orgel ist“

Ein Höhepunkt vor allem für Pascal ist dann Springers Erläuterung des Kalkanten-Begriffs. Bevor es nämlich Elektromotoren gab, mussten zumeist junge Männer die Luft mittels eines Blasebalgs in die Orgel befördern. „Bis zu 16 Personen waren für 50 Register nötig“, erklärt Springer. Und schaltet den Motor ab, damit Pascal und seine Mutter selbst Hand anlegen dürfen – allerdings nur für ein Register, sonst wäre das womöglich doch zu schwierig.

„Wir wollten einfach zeigen, wie vielfältig die Orgel ist. Musikalisch, architektonisch, handwerklich – ein musikalisches Kunstwerk“, erläutert Kantorin Ute Springer noch allgemein die Intention der Planungen des Orgeltages, der nach 2018 zum zweiten Mal und erstmals ökumenisch stattfand. Dies dürfte wohl gelungen sein.