Eine Begeisterung, die ansteckt

25. August, 2017

Der junge Pianist Tobias Haunhorst hat noch eine große Karriere vor sich

Von Stefan Beumers

Iserlohn. Im Rahmen der Iserlohner „Sommerklänge“ fand am Dienstagabend im Forum St. Pankratius ein beeindruckender Klavierabend statt. Für das dritte Konzert in diesem Jahr verpflichtete Dekanatskirchenmusiker Christopher
Brauckmann den jungen Pianisten Tobias Haunhorst, was sich als
Glücksgriff für das Iserlohner Publikum erwies. Mit dem mehrfach
preisgekrönten Virtuosen war es Brauckmann erneut gelungen,
einen grandiosen Künstler für die beliebte Kammermusikreihe zu gewinnen.
Auch im vierten Jahr des Bestehens der „Sommerklänge“ präsentierte Brauckmann einen aufstrebenden
Künstler aus der Region. Der aus Solingen stammende
Konzertpianist Tobias Haunhorst konzertierte im bestens gefüllten
Forum St. Pankratius mit einer solchen Begeisterung, die ansteckend wirkte. Kennengelernt haben sich
beide Musiker in den Kölner Studienzeiten.
Die musikalischen Erfolge des erst 24-jährigen Künstlers
sind überaus beeindruckend. Allein die Aufzählung namhafter Orchester, mit denen Haunhorst bereits konzertierte und die Tatsache, dass er erst vor kurzem von Studien an der „Royal Academy of Music“ in London zurückkehrte, ließ die Vorfreude auf das Konzert steigen.
Bereits bei der Programmeinführung sicherte sich Tobias Haunhorst
die Sympathien des Publikums. Geradezu ungebremst ließ
er das Publikum in sein musikalisches Denken und Fühlen tief hineinschauen. Im Konzert stellte er zwei große Werke der Klavierliteratur gegenüber: Ludwig van Beethovens
„Waldstein“-Sonate und die dritte Sonate von Frèdèric Chopin. Musikalisch folgte dann das, was man in der Einführung schon erahnen konnte: Tobias Haunhorst musizierte meisterlich, zog weite Spannungsbögen in großer dynamischer Bandbreite. Er schuf großartige Klanggemälde, mal einfühlsam jeden Ton auskostend, mal kraftvoll und höchst virtuos mit ausgefeilter Technik.

Beethoven komponierte 32 solcher Sonaten

In der Klaviermusik stellt die Sonate Beethovens wichtigste Ausdrucksform dar, komponierte er doch insgesamt 32 solcher Sonaten. Sie zählen zu den bedeutendsten Werken der Klavierliteratur.
Chopin komponierte viele Charakterstücke wie zum Beispiel die berühmten Walzer und schrieb im Gegensatz zu Beethoven erst in seiner letzten Schaffensphase drei Sonaten. „Aus musikalischer Sicht wäre es höchst interessant, zu wissen“, so Haunhorst, „was Chopin noch komponiert hätte, wenn er länger gelebt hätte“.
Tobias Haunhorst gehört zu der neuen Generation Musiker, die bei
allem Talent und Verständnis für die Musik daran interessiert sind,
auch die Zuhörer an ihren Erfahrungen teilhaben zu lassen. So thematisierte er im Konzertprogramm nicht nur den Unterschied zwischen der Klassik und der Romantik, sondern auch die kompositorische Arbeit beider Komponisten.
Dieser junge Pianist ist bereits jetzt ein Meister, der noch eine große
Karriere vor sich hat. Das spürte auch das Iserlohner Publikum und
entließ den Künstler erst nach zwei Zugaben.
Das letzte Konzert in der Kammermusikreihe „Sommerklänge“ bestreitet nächsten Dienstag, 22. August, um 19.30 Uhr, die Iserlohner Pianistin Lisa Richter mit Werken von Bach, Beethoven,  Chopin und Debussy.

 

Iserlohner Kreisanzeiger vom 17.8.2017