Presse

Projektchor begeistert in der St. Aloysius Kirche

26. Januar, 2024

 

An vier Abenden im Januar hatten sich die  Sängerinnen und Sänger getroffen, um Werke für „Ceremony of Nine Lessons and Carols“ einzustudieren.

An vier Abenden im Januar hatten sich die Sängerinnen und Sänger getroffen, um Werke für „Ceremony of Nine Lessons and Carols“ einzustudieren.

Foto: Annabell Jatzke / Annabell jatzke

Besucher der St. Aloysius-Kirche in Iserlohn hatten am Sonntagabend die Gelegenheit, die Weihnachtszeit Revue passieren zu lassen. Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke lud gemeinsam mit einem Projektchor und Stimmbildner Hanno Kreft zu einem ganz besonderen musikalischen Erlebnis ein.

An vier Abenden im Januar hatten sich interessierte Sängerinnen und Sänger getroffen, um Werke für die „Ceremony of Nine Lessons and Carols“ einzustudieren. Insgesamt wirkten diesmal 75 Interessierte mit. Von Jugendlichen bis hin zu Senioren war jede Altersklasse vertreten. Die allermeisten kannte Tobias Leschke dabei zuerst nicht, singen sie doch in keinem seiner Chöre.

 

Der Einstieg in das neue Chorjahr

Der Projektchor ist für Tobias Leschke jedes Jahr der Einstieg ins neue Chorjahr. „So ein Projekt bietet denjenigen, die nicht wöchentlich zu einer Probe kommen können, eine gute Möglichkeit mitzusingen“, erklärt der Kirchenmusiker die Idee hinter dem Projektchor. Auch sieht er die Zukunft in solchen Projektchören. Gerne würde er zukünftig mehr davon in Iserlohn anbieten.

 

So ein Projekt bietet denjenigen, die nicht wöchentlich zu einer Probe kommen können, eine gute Möglichkeit mitzusingen.
Thomas Leschke – Dekanatskantor

 

 
 
 

Für die „Ceremony of Nine Lessons and Carols“ hatten die Mitwirkenden fünf Stücke, die ins Ohr gingen, einstudiert. In der mit Kerzenlicht stimmungsvoll beleuchteten Kirche boten die Sängerinnen und Sänger Werke der englischen Tradition dar. Mit „Once in Royals David´s City“ wurde der Musikgenuss eröffnet, dabei zog der Projektchor feierlich in den Altarraum ein. „Angels Carol“ und „Christmas Lullaby“ waren des Weiteren zu hören. Den Heiligen Drei Königen wurde das Werk „Three Kings of Orient“ gewidmet, welches a capella gesungen wurde. Eines der bekanntesten englischen Christmas Carols durfte natürlich auch nicht fehlen. Und so trug der Projektchor stimmgewaltig „Hark! The Herald Angels Sing“ von Felix Mendelssohn Bartholdy vor. Während Stimmbildner Hanno Kreft das Dirigat übernahm, begleitete Tobias Leschke den Projektchor an Klavier und Orgel.

Lesungen und gemeinsamer Gesang

Da es sich bei der „Ceremony of Nine Lessons and Carols“ nicht um ein reines Konzert handelt, durften auch Lesungen und gemeinsamer Gesang zwischendurch nicht fehlen. Gemeinsam stimmten Chor und Besucher „Zu Bethlehem geboren“, „O selige Nacht“, „O du fröhliche“ und „Nun freut euch, ihr Christen“ an.

 

Den irischen Segen gab es zum Schluss

Als Texte wurden Passagen aus dem Buch des Propheten Jesaja, aus dem Lukas-Evangelium – dies auf Englisch – sowie aus dem Johannes-Evangelium neben weiteren besinnlichen Texten vorgelesen. Auch das Gedicht „The Journey of the Magi“ von Thomas Steams Eliot hörten die Besucher und das sowohl in Originalsprache als auch in deutscher Zusammenfassung. Zum Ende wurden die Zuhörer dann mit einem irischen Segen aus dem Jahr 1692 verabschiedet.

Nach einem Orgelnachspiel von Tobias Leschke gab es jede Menge Applaus für die gelungene Veranstaltung, die die Weihnachtszeit noch einmal perfekt rückschauend zusammenfasste. Ihre Bewunderung konnten die Musikliebhaber im Publikum anschließend außerdem mit einer Kollekte für die Kirchenmusik ausdrücken.

Bald startet die Fastenzeit

Nach der Weihnachtszeit, die offiziell mit Maria Lichtmess am 2. Februar endet, kommt dann auch schon bald die Fastenzeit. Dann wird in St. Aloysius am 25. Februar unter dem Titel „Präludium“ um 17 Uhr zu einem Orgelkonzert zur Fastenzeit eingeladen. Zu hören sind dann Nachwuchsorganisten des Kooperationsraums West im Erzbistum Paderborn


So begeistert der Kammerchor mit Mozarts Requiem

6. Januar, 2024
 

Kantor Tobias Leschke (re.) hatte neben seinem Kammerchor auch ein wunderbares Solistenquartett mit Hanno Kreft (vorne li.) an seiner Seite

Foto: Jana Haase / Jana

Iserlohn.  Auf dem Weg zum Licht: Der Kammerchor im Pastoralverbund Iserlohn feiert mit Mozarts Requiem einen großen Erfolg in der Aloysius-Kirche.

 

Es ist eine bittere Erkenntnis, wie schnell sich die Welt in den vergangenen Jahren verändert hat. Als Tobias Leschke 2020, vor der Pandemie, das Requiem von Mozart zum ersten Mal aufführen wollte, da musste er in der Geschichte noch weit zurück gehen, um mit dem 75. Jahrestag des Endes der Zweiten Weltkrieges einen passenden Anlass für diese gewaltige Trauermusik zu finden. „Das ist heute nicht mehr nötig“, sagte er am Sonntag zur Begrüßung in der Aloysius-Kirche. „Heute können wir auch in Europa wieder ganz aktuell um Kriegsopfer trauern.“

 

Tod und Trauer sind die Themen, die die Kirche im November bewegen. Nach den liturgischen Handlungen zu Allerheiligen hat Dekanatskantor Leschke nun einen musikalischen Impuls dazu gesetzt und mit Mozarts Requiem ein Werk aufgeführt, das genau diese Gefühlswelt in all ihrer Tiefe wie kaum ein anderes vermittelt – ein geradezu mystisches Werk, von dem gerne erzählt wird, Mozart habe es sterbenskrank und von Fieber geschüttelt auf dem Totenbett für sich selbst geschrieben.

Requiem steht bei Musikern und Publikum hoch im Kurs

Vollenden konnte er es tatsächlich nicht mehr. Und auf jeden Fall entfaltet es eine für die damalige Zeit ungeahnte Düsterkeit und stürmische Verzweiflung, die die Menschen auch heute noch tief bewegt, auch wenn die alten lateinischen Messtexte rund um den „Dies Irae“ (Tag des Zorns) kaum noch zu unseren heutigen Glaubensvorstellungen passen wollen. Vielen gilt diese Totenmesse als das kirchenmusikalische Werk schlechthin – sowohl bei Musikern wie beim Publikum, das sich gerne von der starken Wirkung der Musik einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagen lässt. Selten gehen musikalische Klasse und Publikumsgeschmack so sehr Hand in Hand wie bei diesem Requiem.

 

Das wurde auch am Sonntag in der gut besuchten Aloysius-Kirche deutlich, wo Leschke diese etwa 45-minütige Achterbahn der Gefühle ausschließlich von heimischen Kräften erklingen ließ. So kamen die Streicher vom Ensemble „Ghiribizzo“ aus der Region, die quasi als Ouvertüre für das Requiem die „Trauermusik“ von Paul Hindemith aus dem Jahr 1936 gespielt haben – ebenfalls ein beeindruckendes und klangschönes Werk, das mit Solo-Bratsche und sanften Streichern das Publikum in das Konzert hineinzog.

Bei Mozart wurden die Streicher durch Bläser und Schlagwerk aus Iserlohn ergänzt – etwa mit den Musikschullehrern Laura Holzwarth (Pauke), Martin Schröder (Trompete) oder Noriko Kirch (Klarinette). Das fabelhafte Solisten-Quartett hatte der Iserlohner Bassist und Stimmbildner der katholischen Chöre im Iserlohner Pastoralverbund, Hanno Kreft, zusammengestellt. Und über allem thronte der Kammerchor von Tobias Leschke – 28 bestens geschulte Chorsängerinnen und -sänger, die nach langen und intensiven Proben eine tadellose und wirklich mitreißende Leistung boten.

Aus den Höhen des Gewölbes direkt unter die Haut

Leschke hatte mit dem verhältnismäßig kleinen Chor eine eher schlanke und weniger auf Bombast setzende Umsetzung angekündigt, was in dem riesigen Kirchenraum von St. Aloysius mit seinem enormen Nachhall und Klangverwirbelungen aber kaum möglich ist. Der Eindruck eines kleiner besetzten Kammerkonzertes drängte sich hier nie auf, stattdessen machte die Akustik auch den Kammerchor riesengroß und ließ die imposanten Chorpassagen des Requiems aus den Höhen des Kirchengewölbes direkt unter die Haut gehen.

Das Requiem hat aber weitaus mehr zu bieten als die furiosen und gewaltigen Chor-Passagen, für die es sicherlich berühmt ist. Sanft und wiegend setzen sich da viele Sätze in Bewegung, die Solisten steuern einfühlsame und ungemein harmonische Quartette bei, und es passiert in den kurzen Einzelnummern unsagbar viel. Das Werk besticht durch eine stilistische Vielfalt, für deren musikalisch enorm ansprechende Umsetzung die Ausführenden am Sonntag mit begeistertem und langanhaltendem Applaus im Stehen gefeiert wurden.

Vor allem verbreitet das Requiem nicht Angst und Schrecken, sondern spendet am Ende Trost und verweist auf das ewige Licht, auf das wir, wie Tobias Leschke es sagte, in der bald anbrechenden Adventszeit zusteuern – auch dieser November hat ein Ende.


Iserlohner Sommerklänge starten mit “Alle meine Entchen”

4. August, 2023
 Iserlohn.  Zum Auftakt der Konzertreihe gab es in der Aloysius-Kirche Orgelmusik für Groß und Klein mit Tobias Leschke.
 

Was für ein riesiger Raum. Und wie laut so eine Orgel werden kann. Die Kinder, die am Dienstag zum Auftakt der Sommerklänge zum Orgel-Workshop in die Aloysius-Kirche gekommen waren, kamen aus dem Staunen kaum noch heraus Tobias Leschke, Organist an der Aloysius-Kirche und Organisator der sommerlichen Konzertreihe, startete mit einem Mini-Konzert: fünf Minuten Orgel mit allen Facetten im Schnelldurchlauf – ganz leise schwebend, dann aufbrausend und triumphal und am Ende wieder leise und lieblich. Die Kinder konnten dazu mit ihren Eltern oder Großeltern durch die Kirche spazieren, oder einfach im Sitzen die Klänge und die extrem hohe Kirchenhalle auf die wirken lassen. Das waren wirklich nicht alltägliche Eindrücke.

Kinderprogramm soll auf jeden Fall wiederholt werden

Zwölf Kinder hatten sich zu diesem ersten Orgelnachmittag angemeldet. „Ich mache das jedes Jahr für unsere Kommunionkinder“, sagt Tobias Leschke. Jetzt hatte er erstmals öffentlich dazu eingeladen, und wie bei den Kommunionkindern machte das Programm großen Eindruck. Denn nach dem kleinen Konzert ging es über die schmale Wendeltreppe hoch hinaus auf die Orgel-Empore – allein das ist schon ein Abenteuer. Oben angekommen, konnten sie dann die „Königin der Instrumente“ genauer kennenlernen – die vielen Pfeifen, die zusammen ein ganzes Orchester mit Trompeten, Oboen und Flöten ergeben, der Spieltisch mit den drei Manualen und dem Pedal und auch die einzelnen Pfeifen, in die sie hineinpusten und einen Ton erzeugen konnten. Wer wollte, durfte auch selbst etwas spielen, gerne auch „Alle meine Entchen“ mit Hilfe von Tobias Leschke und einem Finger – jeder fängt mal klein an.

Am Ende spielte Leschke den Kindern noch das fröhliche Stück „Echoes of Joy“ von Hans-Andrè Stamm vor, und danach sollte eigentlich Schluss sein. Die Kinder waren aber von der Orgel gar nicht weg zu kriegen. Tobias Leschke musste auch versprechen, diesen kleinen Besuch an der Orgel im nächsten Jahr zu wiederholen, was er auch auf jeden Fall vorhat.

 
 

Am Abend startete dann die eigentliche Konzertreihe, ebenfalls mit Tobias Leschke an der Orgel, und auch da stellte sich heraus, dass die Orgel eine ungebrochene Faszination ausstrahlt. Mit rund 70 Zuhörern sei das Konzert eines der bestbesuchten, reinen Orgelkonzerte in der Reihe gewesen, sagt Leschke, was ihn ausgesprochen gefreut habe. Auch die Rückmeldungen seien durchweg positiv gewesen. „Orgel zwischen Himmel und Erde“ lautete das Konzert-Motto und reichte von Bach bis Messiaen, eingerahmt von französischer Musik von Dupré und einer Paraphrase über ein Thema von Beethoven zu Beginn und dem Finale aus der achten Orgel-Symphony von Widor. Dazu lieferte Leschke passend zum Thema eigene Improvisationen über das Lied „Vom Himmel hoch“ und lotete auch dabei weit entfernte Positionen der Musikgeschichte aus – einmal aus Sicht eines französischen Barock-Meisters und einmal im Stile der modernen Minimal Music.

Fortgesetzt werden die Sommerklänge mit dem „Zauber der Harfe“ am Dienstag, 8. August, um 19.30 Uhr im Forum St. Pankratius. Zu erleben ist dann die junge Harfenistin Amerie Schlösser, die als Deutschland-Stipendiatin und mehrfach ausgezeichnete Preisträgerin renommierter Wettbewerbe Mitglied des Bundesjugendorchesters ist. Der Eintritt ist – wie immer – frei.


Wenn Saxophone auf ein Marimbaphon treffen

1. Juni, 2023

 

Greta Schaller und Simon Roloff gestalteten einen besonderen Konzertabend im Forum St. Pankratius in Iserlohn.

Greta Schaller und Simon Roloff gestalteten einen besonderen Konzertabend im Forum St. Pankratius in Iserlohn.

Foto: Dennis Echtermann

Iserlohn.  Greta Schaller und Simon Roloff sind in Iserlohn keine Unbekannten. Was ihr Konzert „Sax meets Marimba“ so außergewöhnlich gemacht hat.

 

Trotz des prächtigen Pfingstwetters konnte sich Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke über einen sehr guten Besuch zu „Sax meets Marimba“ im Forum St. Pankratius an der Aloysius-Kirche in Iserlohn freuen. Und tatsächlich wiesen Musik und Wetter einige Gemeinsamkeiten auf: Beides, Konzert wie auch das Wetter, kamen leicht wie eine Sommerbrise rüber, boten eine lichtdurchflutete warme Wohlfühl-Atmosphäre, und vor allem taten sie der Seele mal wieder richtig gut.

So ein Marimbaphon ist schon eine beeindruckende Erscheinung: Mehr als zwei Meter breit, wie bei einer Klaviatur chromatisch angeordnete Holzklangstäbe und mit sogar farbig beleuchteten Resonatoren kommt das zu den Schlaginstrumenten zählende Stabspiel nicht nur optisch, sondern auch klanglich äußerst imposant daher.

Rasante und einfühlsame Technik

Simon Roloff, idealerweise für dieses Ins­trument studierter Schlagzeuger und Pianist, ging mit seinen vier beidhändig eingesetzten Schlägeln, die er je nach gewünschter Intensität und Klangfärbung im fliegenden Wechsel einsetzte, sehr engagiert zu Werke und scheute sich nicht, die gesamte Dynamik des Instruments in allen Richtungen unter Einbezug seiner rasanten, aber auch einfühlsamen Technik voll auszunutzen. Duopartnerin Greta Schaller an den Saxophonen spielte den eher melodischen Gegenpart mit weichem Ansatz, flüssig dahinperlenden Passagen, die sie in jeder Phrase dynamisch sehr differenziert ausleuchtete.

 
 

Die Musiker mit der etwas ungewöhnlichen Kombination Saxophon/Marimbaphon sind auch in Iserlohn längst keine Unbekannten mehr. Sie harmonieren perfekt miteinander, und man merkt sowohl am musikalischen als auch am zwischenmenschlichen Miteinander, dass sie bereits seit 14 Jahren zusammenspielen und unzählige gemeinsame Auftritte hinter sich haben. Im Programm gab es viele spanische Akzente von Manuel de Fallas „Suite populaire espagnole“ über „Variations sur un thème espagnol“ von Paul-Agricole Génir bis hin zur zeitgenössischen Originalkomposition „Estudio Tongolele“, bei der Roloff ausnahmsweise einmal virtuos die Maracas, umgangssprachlich auch Rumbakugeln oder Rasseln genannt, schwang. Mit dem Adagio aus dem Oboenkonzert des Barockkomponisten Benedetto Marcello setzte das Duo, Roloff eher im Generalbassmodus und Schaller wunderschön melodiös auf dem Sopransaxophon, einen treffenden Kontrapunkt im Programmablauf. „Der Frühling“ und „Der Winter“ von Astor Piazzolla, zwei eingängige Kompositionen des Vibraphonisten Benjamin Wittiger, ein zugleich furios und tänzerisch leicht daherkommender „trügerischer“ Tango von Andy Firth sowie ein traditioneller Klezmer bildeten weitere Bausteine eines äußerst abwechslungsreichen und unterhaltsamen Programms.

Hinweis auf „Scheinwerfer“

Tobias Leschke nutzte die Gelegenheit und stellte auch die „Sommerklänge 2023“ vor. Heiterkeit beim Publikum löste sein Hinweis auf den „Scheinwerfer“ am Ausgang aus – der allerdings nichts mit Lichttechnik, sondern lediglich mit der Bitte um eine Spende für das ansonsten kostenlose Konzert zu tun hatte. Dem folgten die sichtlich zufriedenen Zuschauer bereitwillig.


Ökumenische Verbundenheit in der Iserlohner Kirchenmusik

29. Januar, 2023
 
Der katholische Kantor Tobias Leschke (li.) geht auch zukünftig gemeinsame Wege mit Rahel Schöttler und Hanns-Peter Springer von der Evangelischen Kantorei. 

Der katholische Kantor Tobias Leschke (li.) geht auch zukünftig gemeinsame Wege mit Rahel Schöttler und Hanns-Peter Springer von der Evangelischen Kantorei. 

Foto: Ralf Tiemann / IKZ

Iserlohn.  Die Kirchenmusiker Tobias Leschke und Hanns-Peter Springer setzen die ökumenische Zusammenarbeit fort

 

Ein gemeinsames Jahresprogramm mit allen kirchenmusikalischen Konzerten sowohl von katholischer als auch evangelischer Seite für das ganze Jahr – das ist eine wunderbare Sache und war in den vergangenen Jahren immer eine feste Größe für die Iserlohner Konzertgänger. Das Problem: Mit einem solchen gedruckten Programmheft sind alle Veranstaltungen bis ans Jahresende in Stein gemeißelt, was sich in den vergangenen Jahren der Verschiebungen und Absagen als geradezu verhängnisvoll entpuppt hat. Nicht nur Corona und die vielen Erkrankungen von Musikern, sondern auch ganz anders motivierte Verschiebungen oder auch der vorgezogene Renovierungsstart der Obersten Stadtkirche haben da sehr viel durcheinandergewirbelt, weswegen es im Jahresprogramm am Ende vor falschen Informationen, die sich auch nicht mehr vollends einfangen ließen, nur so wimmelte.

Für Hanns-Peter Springer ist unter diesem Blickwinkel der 20. August des vergangenen Jahres ein echter Tiefpunkt gewesen, als einige Konzertbesucher für die angekündigte Musiknacht der Kantorei vor der Tür standen und enttäuscht wieder nach Hause fahren mussten, weil das Konzert wegen der Kirchenrenovierung längst abgesagt war.

Müssen Ökumene nicht mehr demonstrieren

Der Kantor an der Obersten Stadtkirche hat deswegen auch die Initiative ergriffen und zusammen mit Tobias Leschke, Kantor an der Aloysius-Kirche, beschlossen, erstmals auf ein gemeinsames Programmheft zu verzichten – wohl wissend, dass dieses gemeinsame Jahresprogramm gerade in den Anfangsjahren ein deutliches und stark wahrgenommenes Zeichen der wachsenden Ökumene in Iserlohn war. „Die ökumenische Zusammenarbeit müssen wir heute nicht mehr demonstrieren“, sagt aber Pfarrerin Rahel Schöttler, die die Öffentlichkeitsarbeit für die Evangelische Kantorei leistet. „Wir haben inzwischen eine andere Ebene erreicht.“

 

Mehr zum Thema: Die Kirchenmusik weiter voran bringen

Die tiefe Verbundenheit der hauptamtlichen Kirchenmusiker beider Konfessionen in Form von gemeinsamen Konzerten, Projekten und Bildungsangeboten – aber auch in der gegenseitigen Rücksichtnahme bei der terminlichen Planung – sei längst eine Selbstverständlichkeit geworden. Und sie leide keineswegs unter dem Schritt, zukünftig auf das gedruckte Programm zu verzichten.

Weihnachtsoratorium war ein ökumenischer Höhepunkt

Das bestätigt auch Tobias Leschke. Das gemeinsame Weihnachtsoratorium vor einem Monat sei ein neuer Höhepunkt in dieser Beziehung gewesen.

Er fügt aber auch hinzu, dass der immense Aufwand, ein solches Programm für das ganze Jahr zu erstellen, inzwischen in keinem guten Verhältnis mehr zu dem Ergebnis stehe, da die Bedeutung und die Nachfrage nach einem gedruckten Programm deutlich zurückgegangen sei und beide Gemeinden zuletzt auf immer mehr Exemplaren sitzen geblieben seien.

Die Planungen für das Jahr sind aber dennoch schon weit fortgeschritten. Beide Seiten kommen aber zunächst mit einem Halbjahresprogramm heraus. Hanns-Peter Springer wird in Kürze einen Folder dazu veröffentlichen und natürlich alle Termine auf die Homepage www.kantorei-iserlohn.de stellen. Tobias Leschke hat bereits Flyer und Plakate für das erste halbe Jahr gedruckt und seine Konzerte unter www.musica-sacra-iserlohn.de angekündigt. Erster Termin ist dabei ein Konzert von Hanno Kreft (Gesang) und ihm selbst an der Orgel in der Kirche St. Josef anlässlich der Grundsteinlegung der Kirche vor 50 Jahren. Danach folgen noch verschiedene anlassbezogene Konzerte zu Ostern, Pfingsten und im Mai. In der zweiten Jahreshälfte wird dann die beliebte Reihe der „Sommerklänge“ fortgesetzt. Großes Ziel für seinen Kammerchor ist dann der 5. November, wenn er in der St.-Aloysius-Kirche das Mozart-Requiem aufführen will – ein Herzensprojekt von Tobias Leschke, das nun schon drei Jahre auf seine Verwirklichung wartet. Diesen Termin sollte man sich schon einmal vormerken, ebenso wie das festliche Weihnachtskonzert mit den Chören des Pastoralverbundes am zweiten Weihnachtstag.

Pop-Oratorium „Emmaus“ ist das große Projekt des Jahres

Im evangelischen Kantorat ist das Pop-Oratorium „Emmaus“ das dominierende Projekt im ersten Halbjahr. Wie schon beim „Prince of Peace“ vor der Pandemie soll unter der Leitung von Ute Springer ein großer Projektchor zusammenfinden, der vom Jungen Chor „5nach5“ und dem Popchor „Rise Up!“ getragen wird, darüber hinaus aber für alle interessierten Sängerinnen und Sänger der Stadt offen ist. Am 3. Juni soll die Iserlohner Aufführung in der Johannes-Kirche am Nußberg stattfinden (die Oberste Stadtkirche steht auch dann noch nicht zur Verfügung). Anschließend geht es für weitere Aufführungen zum Kirchentag nach Nürnberg.

Natürlich werden auch die Marktmusiken in der Reformierten Kirche fortgesetzt, ebenso wie andere beliebte Formate vom festlichen Osterkonzert bis zum Feuerwerk der Orgelpfeifen zu Silvester. Dazu zählen neuerdings auch die Benefizkonzerte für die Renovierung der Obersten Stadtkirche, die schon am 12. Februar mit einem Gastspiel von „Iserlohn Brass“ in der Bauernkirche fortgesetzt werden. Neu sind die beiden Orgel-Nachtgedanken, die Hanns-Peter Springer als Kurz-Konzerte um 21.30 Uhr im Sommer (5. Juli und 2. August) in der Bauernkirche anbietet. Und als besonderes Chorkonzert mit allen Chören der Kantorei steht die „Nacht der Reformation“ am 28. Oktober auf dem Programm


Ergreifende Aufführung in Aloysius-Kirche in Iserlohn

1. Januar, 2023

Ein imposantes Gesamtbild beim Weihnachtsoratorium: die Chöre der Innenstadtgemeinden, die Solisten und das Ensemble Ghiribizzo in der gut besuchten St.-Aloysius-Kirche.

Foto: Dennis Echtermann

Iserlohn.  Wie das große ökumenische Gemeinschaftsprojekt zu Weihnachten in Iserlohn, die Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium, angekommen ist.

Fünf Chöre, vier Solisten, drei Kantaten, zwei Konfessionen, eine frohe Botschaft – so lautete die Ankündigung für die Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium, das große ökumenische Gemeinschaftsprojekt zu Weihnachten in Iserlohn. Jetzt lässt sich hinzufügen: und ein großer Erfolg. Denn mehr als 500 Besucherinnen und Besucher lockte die Aufführung am Montagabend in die katholische St.-Aloysius-Kirche.

Weltliche Musik zu Weihnachten gibt es viel. Aber bei den geistlich-kirchlichen Werken gibt es eigentlich nur einen Klassiker: das Bach’sche Weihnachtsoratorium. Ein ebenso großes wie großartiges Werk. Mit einem fulminanten Anfang: Das „Jauchzet, frohlocket“ des Chores, von Pauken und Blechbläsern eindrucksvoll unterstützt, fasst die Botschaft von der Geburt Christi, der Weihnachtsgeschichte, zusammen und stimmt auf das Gesamtwerk mit seinen sechs Teilen hervorragend ein; am Montagabend kamen in der festlich geschmückten Aloysius-Kirche die Teile I bis III zur Aufführung.

 

„Die Rezitative tragen die Geschichte vor; die Arien reflektieren sie“, stellt Kirchenmusikdirektor Hanns-Peter Springer von der evangelischen Kirche heraus – eine Aufgabe, die die 80 Sängerinnen und Sänger von der Evangelischen Kantorei Iserlohn, vom Jungen Chor 5nach5, vom Collegium Vocale, vom Jungen Chor und vom Kammerchor des Pastoralverbunds Iserlohn bestens meisterten. Bei den Arien glänzten Merle Bader (So­pran), Anna Kristina Naechster (Alt), Leonhard Reso (Tenor) und Andreas Elias Post (Bass). In der Leitung wie an der Truhenorgel wechselten sich Hanns-Peter Springer, Ute Springer und Tobias Leschke von katholischer Seite jeweils ab.

Ein echter Weihnachtsmoment zum Abschluss

„Gemeinsam sind wir stark“, hatte Tobias Leschke die ökumenische Zusammenarbeit erklärt – zumal die Oberste Stadtkirche der Protestanten wegen der Restaurierung als Aufführungsort ausfiel. Leschke dankte zudem dem Erzbistum Paderborn, der Sparkasse Iserlohn und dem städtischen Kulturbüro für die finanzielle Unterstützung.

Am Ende feierte das Publikum im Stehen mit minutenlangem Applaus die Ausführenden – und gemeinsam stimmten alle „O, Du fröhliche“ an – ein echter Weihnachtsmoment.


Bachs Weihnachtsoratorium mit vereinten Kräften

18. Dezember, 2022
 
 

80 Sängerinnen und Sänger haben am Wochenende im Pankratius-Forum geprobt.

Foto: Ralf Tiemann

von Ralf Tiemann

Iserlohn.  Die Chöre der Kantorei und der Musica Sacra führen am zweiten Weihnachtstag das Werk gemeinsam in St. Aloysius in Iserlohn auf.

Überbordender Weihnachtsjubel klingt aus dem Saal des Pankratius-Forums. Aus 80 Kehlen erklingt der berühmte Chor aus Bachs Weihnachtsoratorium „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“. Kantor Tobias Leschke steht am Notenpult und geht bereits in die Feinheiten dieses mächtigen, fugenartig angelegten Stückes: frische, präzise Einsätze, klare Intonation und die richtigen Atemzäsuren, damit die langgezogenen, perlenden Koloraturen das Publikum am zweiten Weihnachtstag mit genau der Weihnachtsfreude anstecken, wie Bach sie schon 1734 bei der Uraufführung vor Ohren hatte.

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Dabei ist es gerade diese ansteckende Freude, die man den Iserlohner Sängerinnen und Sängern gar nicht erst einimpfen muss. Jedem ist bewusst, dass er gerade bei einem ganz besonderen Projekt dabei ist, und die Freude darüber, dass hier etwas Neues und Großes entsteht, war am vergangenen Probenwochenende allgegenwärtig. Erstmals in der Geschichte der Stadt haben sich die Chöre der evangelischen Kantorei und der katholischen Musica Sacra zusammengetan, um dieses Monument der barocken Kirchenmusik gemeinsam zum Klingen zu bringen.

Hanns-Peter Springer: „Wir setzen hier gerade sicherlich Maßstäbe für die Zukunft“

„Wir setzen hier gerade sicherlich Maßstäbe für die Zukunft“, ordnet Hanns-Peter Springer, Leiter der evangelischen Kantorei an der Obersten Stadtkirche, das Projekt ein. Mit seiner Frau Ute Springer arbeitet er bereits seit mehr als 20 Jahren sehr aktiv an einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit seinen katholischen Kollegen an der Aloysius-Kirche und ist in Sachen Ökumene in Iserlohn oftmals vorangeschritten. Er nimmt eine ungeheure Offenheit und Bereitschaft auf beiden Seiten wahr. „Das machen wir doch jetzt öfter, oder?“, laute die typische Reaktion aus den Reihen der Teilnehmer.

 

Auch Tobias Leschke, Leiter der katholischen Musica Sacra, ist begeistert von dem, was gerade passiert – nicht nur musikalisch, sondern auch stimmungsmäßig auf der sozialen Ebene zwischen den katholischen und evangelischen Chören. „Jauchzet frohlocket, auf singet ihr Chöre“, heißt es da in dem berühmten Anfangschor. Und das muss man den vielen höchst motivierten Sängerinnen und Sängern nicht zwei Mal sagen.

Tobias Leschke: „Einen besseren Nach-Corona-Start kann man sich gar nicht wünschen“

Vor fünf Jahren hatte es bereits eine erste Weihnachts-Kooperation gegeben. 2017 hatten sich die Kantorei und die Musica Sacra – damals noch unter der Leitung von Christopher Brauckmann – ergänzt, um nacheinander alle sechs Teile des Weihnachtsoratoriums in Iserlohn an den beiden Kirchen aufzuführen. Nun sei aber die Zeit reif gewesen, um sich richtig zusammenzutun, sagt Tobias Leschke. Schon sehr früh sei bei den gemeinsamen Planungen klar gewesen, dass beide Seiten nach Corona die ersten drei Teile des Oratoriums singen wollen. Die renovierungsbedingte Schließung der Obersten Stadtkirche habe dann zusätzlich die Weichen gestellt, so dass die Kirchenmusiker in Iserlohns Innenstadt ihre Kräfte zusammengelegt haben.

Beteiligt sind das „Collegium Vocale“ und der Kammerchor an St. Aloysius katholischerseits sowie die Kantorei Iserlohn und der „Junge Chor 5nach5“ von evangelischer Seite und ergeben einen großen und prachtvollen Chor mit rein Iserlohner Stimmen, wie man ihn lange nicht in der Innenstadt gehört hat.

Jeder der drei Kirchenmusiker dirigiert einen Oratoriums-Teil

Ute Springer dirigiert den ersten Teil, Hanns-Peter Springer den zweiten und Tobias Leschke den dritten. „Einen besseren Nach-Corona-Start kann man sich gar nicht wünschen“, sagt Leschke.

Eine Selbstverständlichkeit ist eine solche Kooperation nach wie vor nicht. Letztlich treffen hier ja auch zwei immer noch sehr unterschiedliche musikalische Traditionen aufeinander. Für die evangelischen Chöre gehört Bachs „WO“ sozusagen zur natürlichen DNA – ein alljährlich wiederkehrender Höhepunkt. In der Kantorei gibt es erfahrene Sänger, die das Werk ohne Übertreibung schon an die 60 Mal gesungen haben. Für die meisten Katholiken ist es hingegen gänzlich neu. Bestes Beispiel dafür ist Tobias Leschke selbst, der das Weihnachtsoratorium bisher nur aus dem Studium kannte und nun erstmals direkt daran beteiligt ist.

Das macht das Projekt ebenso spannend wie die Zusammensetzung der Generationen. Die „5nach5er“ machen größtenteils erstmals Bekanntschaft mit der barocken Klangwelt, die jungen Männer des Chores singen erstmals im Bass, man lernt voneinander, und auch das weckt eine große Begeisterung für die Musik. „Es kommt vieles zusammen“, sagt Hanns-Peter Springer, der mit seinen Sängerinnen und Sängern auch erstmals in dem riesigen und mächtig nachhallenden Raum der Aloysius-Kirche singen wird – Neuland, wo man nur hinschaut.

Freier Eintritt in die geheizte Aloysius-Kirche

„Alles das macht etwas mit uns“, sagt Springer, und meint auch und vor allem diese erhebende und alles überstrahlende Musik mit ihrer starken Aussage. Sich als Christ hinzustellen und diesen unbändigen Weihnachtsjubel freudig und selbstbewusst hinauszurufen – auch das sei heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Genau darauf darf sich das Publikum am zweiten Weihnachtstag aber freuen. Ab 17 Uhr werden die ersten drei Teile am 26. Dezember in der geheizten Aloysius-Kirche erklingen. Als Solisten wirken Merle Bader (So­pran), Anna Kristina Naechster (Alt), Leonhard Reso (Tenor) und Andreas Elias Post (Bass) mit. Begleitet werden Chor und Solisten vom „Ensemble Ghiribizzo“, mit dem Tobias Leschke schon öfter zusammengearbeitet hat. Der Eintritt – auch das ist neu – ist frei. Durch erhebliche Zuschüsse des Bistums Paderborn, der Stadt Iserlohn und der Sparkasse Iserlohn bleibt nur eine kleine Lücke bei der Finanzierung der Aufführung, die durch eine Kollekte am Ausgang gefüllt werden soll. Es gibt also keinen Vorverkauf und keine Platzreservierungen: Alle sind eingeladen, einfach zu kommen und sich anstecken zu lassen.