Junge Blechbläser trotzen der Überakustik

6. November, 2019

Das Märkische Kreisjugendorchester liefert ein starkes Konzert in der klanglich schwierigen Aloysius-Kirche ab

Viel Blech und Schlagwerk: Am Sonntag spielten 60 junge Musiker in Aloysius groß auf.                                               <b>Michael May</b>

VIEL BLECH UND SCHLAGWERK: AM SONNTAG SPIELTEN 60 JUNGE MUSIKER IN ALOYSIUS GROSS AUF. MICHAEL MAY

Hubert Schmalor

Iserlohn Da ist in der Aloysius-Kirche am Samstagabend in der Tat ein mächtiger Klangapparat aufgetreten. Das Märkische Kreisjugendorchester präsentierte die Ergebnisse einer vorgehenden Probenphase im Musikbildungszentrum Bad Fredeburg. Ob Martin Theile als Dirigent dieses mit 55 Blasmusikern und fünf Perkussionisten ausgestatteten Orchesters von Jugendlichen und jungen Erwachsenen jedoch wusste, auf welch dünnes Eis er sich hinsichtlich der kolossalen Überakustik dieses Kirchenschiffs mit einem solchen Klangkörper begibt?

Schlagwerk ließ den Kirchenraum erbeben

Viele regionalen Musiker haben mit dieser überbordenden Akustik der Aloysius-Kirche bereits Bekanntschaft gemacht und begegnen ihr mit großem Respekt. Und so brauchte es für die Zuhörer schon eine gewisse Eingewöhnungszeit, um sich zumindest bei Fortissimo Passagen auf das ansonsten sehr anspruchsvolle und musikalisch einwandfrei dargebotene Konzertprogramm einzulassen. Allein der gleichzeitige Einsatz von Kesselpauken, großer Konzerttrommel, Röhrenglocken, Mallets und Drumset mit ihrer abenteuerlichen Klangfülle ließen den Kirchraum regelrecht erbeben. Bei leisen, eher homophonen Satzstrukturen und bei der Bevorzugung obertonarmer Instrumente wie Oboen, Querflöten oder Klarinetten kamen die Strukturen der Werke für sinfonisches Blasorchester wesentlich besser zur Geltung und offenbarten, welch tolle musikalische Qualität hier herangewachsen ist.

Interessanterweise setzte sich die schön gezeichnete Baritonstimme von Florian Conze, auch vor dem Hintergrund der Orchesterbegleitung und ohne Mikrofon, in dieser aufgewühlten Akustik hervorragend durch. Gerade die Interpretation von „Oh du mein holder Abendstern“ aus dem Tannhäuser gelang sowohl dem Solisten als auch dem Orchester, gerade im Sinne Richard Wagners als „Todesahnung“, äußerst treffend. Aber auch das Mitwirken der Kirchenorgel (Tobias Leschke) funktionierte, sogar auf große Entfernung, akustisch und musikalisch einwandfrei und verlieh einigen Beiträgen zusätzlich strahlenden Glanz.

Das Vorbereitungsteam hinter den Kulissen, das sich auch für die Organisation dieses Großprojekts Kreisjugendorchester verantwortlich zeigt, hatte sich zum Leitthema des Konzerts „Et in terra pax“ sehr viele Gedanken gemacht und rezitierte zwischen den Musikstücken verbindende Texte aber auch Schilderungen von Ereignissen, die aktuell den Weltfrieden und das gesellschaftliche Zusammenleben bedrohen.

„Et in terra pax“ von Jan van der Roost ging unter die Haut

Gerade im Kontext mit dem zentralen Werk des Abends „Et in terra pax“ von Jan van der Roost, beeindruckte dies die zahlreichen Zuschauer besonders und ging direkt unter die Haut. Kompliment für die Auswahl dieser Musik-Text-Konstellation – und den Mut, derzeitige Problematiken wie zum Beispiel Rechtsextremismus und die Flüchtlingssituation im Mittelmeer so direkt anzusprechen.

Fazit: ein musikalisch, konzeptionell und intentional sehr gelungenes Konzert, unter günstigeren akustischen Bedingungen wäre es hervorragend geworden.