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So begeistert der Kammerchor mit Mozarts Requiem

6. Januar, 2024
 

Kantor Tobias Leschke (re.) hatte neben seinem Kammerchor auch ein wunderbares Solistenquartett mit Hanno Kreft (vorne li.) an seiner Seite

Foto: Jana Haase / Jana

Iserlohn.  Auf dem Weg zum Licht: Der Kammerchor im Pastoralverbund Iserlohn feiert mit Mozarts Requiem einen großen Erfolg in der Aloysius-Kirche.

 

Es ist eine bittere Erkenntnis, wie schnell sich die Welt in den vergangenen Jahren verändert hat. Als Tobias Leschke 2020, vor der Pandemie, das Requiem von Mozart zum ersten Mal aufführen wollte, da musste er in der Geschichte noch weit zurück gehen, um mit dem 75. Jahrestag des Endes der Zweiten Weltkrieges einen passenden Anlass für diese gewaltige Trauermusik zu finden. „Das ist heute nicht mehr nötig“, sagte er am Sonntag zur Begrüßung in der Aloysius-Kirche. „Heute können wir auch in Europa wieder ganz aktuell um Kriegsopfer trauern.“

 

Tod und Trauer sind die Themen, die die Kirche im November bewegen. Nach den liturgischen Handlungen zu Allerheiligen hat Dekanatskantor Leschke nun einen musikalischen Impuls dazu gesetzt und mit Mozarts Requiem ein Werk aufgeführt, das genau diese Gefühlswelt in all ihrer Tiefe wie kaum ein anderes vermittelt – ein geradezu mystisches Werk, von dem gerne erzählt wird, Mozart habe es sterbenskrank und von Fieber geschüttelt auf dem Totenbett für sich selbst geschrieben.

Requiem steht bei Musikern und Publikum hoch im Kurs

Vollenden konnte er es tatsächlich nicht mehr. Und auf jeden Fall entfaltet es eine für die damalige Zeit ungeahnte Düsterkeit und stürmische Verzweiflung, die die Menschen auch heute noch tief bewegt, auch wenn die alten lateinischen Messtexte rund um den „Dies Irae“ (Tag des Zorns) kaum noch zu unseren heutigen Glaubensvorstellungen passen wollen. Vielen gilt diese Totenmesse als das kirchenmusikalische Werk schlechthin – sowohl bei Musikern wie beim Publikum, das sich gerne von der starken Wirkung der Musik einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagen lässt. Selten gehen musikalische Klasse und Publikumsgeschmack so sehr Hand in Hand wie bei diesem Requiem.

 

Das wurde auch am Sonntag in der gut besuchten Aloysius-Kirche deutlich, wo Leschke diese etwa 45-minütige Achterbahn der Gefühle ausschließlich von heimischen Kräften erklingen ließ. So kamen die Streicher vom Ensemble „Ghiribizzo“ aus der Region, die quasi als Ouvertüre für das Requiem die „Trauermusik“ von Paul Hindemith aus dem Jahr 1936 gespielt haben – ebenfalls ein beeindruckendes und klangschönes Werk, das mit Solo-Bratsche und sanften Streichern das Publikum in das Konzert hineinzog.

Bei Mozart wurden die Streicher durch Bläser und Schlagwerk aus Iserlohn ergänzt – etwa mit den Musikschullehrern Laura Holzwarth (Pauke), Martin Schröder (Trompete) oder Noriko Kirch (Klarinette). Das fabelhafte Solisten-Quartett hatte der Iserlohner Bassist und Stimmbildner der katholischen Chöre im Iserlohner Pastoralverbund, Hanno Kreft, zusammengestellt. Und über allem thronte der Kammerchor von Tobias Leschke – 28 bestens geschulte Chorsängerinnen und -sänger, die nach langen und intensiven Proben eine tadellose und wirklich mitreißende Leistung boten.

Aus den Höhen des Gewölbes direkt unter die Haut

Leschke hatte mit dem verhältnismäßig kleinen Chor eine eher schlanke und weniger auf Bombast setzende Umsetzung angekündigt, was in dem riesigen Kirchenraum von St. Aloysius mit seinem enormen Nachhall und Klangverwirbelungen aber kaum möglich ist. Der Eindruck eines kleiner besetzten Kammerkonzertes drängte sich hier nie auf, stattdessen machte die Akustik auch den Kammerchor riesengroß und ließ die imposanten Chorpassagen des Requiems aus den Höhen des Kirchengewölbes direkt unter die Haut gehen.

Das Requiem hat aber weitaus mehr zu bieten als die furiosen und gewaltigen Chor-Passagen, für die es sicherlich berühmt ist. Sanft und wiegend setzen sich da viele Sätze in Bewegung, die Solisten steuern einfühlsame und ungemein harmonische Quartette bei, und es passiert in den kurzen Einzelnummern unsagbar viel. Das Werk besticht durch eine stilistische Vielfalt, für deren musikalisch enorm ansprechende Umsetzung die Ausführenden am Sonntag mit begeistertem und langanhaltendem Applaus im Stehen gefeiert wurden.

Vor allem verbreitet das Requiem nicht Angst und Schrecken, sondern spendet am Ende Trost und verweist auf das ewige Licht, auf das wir, wie Tobias Leschke es sagte, in der bald anbrechenden Adventszeit zusteuern – auch dieser November hat ein Ende.


Der Chor CantIs unterwegs in Köln

4. Oktober, 2023

 

Nach einer wunderbaren Chorreise nach Rom im letzten Jahr blieb der Chor CantIs nun in der Nähe, um genauer zu sein im benachbarten Erzbistum Köln. Also ging es für ein Wochenende in die Karnevalsstadt. Dort sollten alle Bedingungen mitspielen, um ein schönes Wochenende zu verbringen.

Das Wochenende startete mit einem gemeinsamen Abendessen mit anschließender Probe. In dieser haben wir schon ein wenig in einen Teil des bevorstehenden Weihnachtsprogramms hineingeschnuppert. Darauf folgte ein netter Abend mit allen Mitgliedern des Chores bei guter Musik, die die Sängerinnen und Sänger auf das Wochenende einstimmte.

In weiteren Proben am Samstag wurde dann das Programm für das eigentliche Highlight des Wochenendes, die Gestaltung einer Vorabendmesse im Kölner Dom, einstudiert. Neben bekannten Taizé-Liedern und Liedern von John Rutter wurden auch Lieder aus der neuen geistlichen Musik geprobt. Bei bestem Septemberwetter konnte neben den Proben die Gemeinschaft des Chores beim gemeinsamen Spaziergang entlang des Rheins gestärkt werden. Am Abend kam dann der Teil des Wochenendes, der wohl allen Chormitgliedern im Gedächtnis bleiben wird: Die Gestaltung der Messe im Kölner Dom. Dort angekommen wurde – um auf die Orgelempore zu gelangen – sich ein Weg durch die Sakristei und so einige andere Bereiche des Doms gebahnt. Diese hätte man sonst beim Besuch des Doms wohl nicht zu sehen bekommen. Oben auf der Empore angekommen begann zeitnah schon die Messe. Den imposanten Kölner Dom mit seinem eigenen Gesang zu füllen ist für alle ein besonderes Erlebnis gewesen, was so schnell nicht in Vergessenheit geraten wird. Beim gemeinsamen Abendessen im traditionellen Bierhaus am Rhein mit rheinischem Essen und Kölsch fand der Abend einen schönen Ausklang. Das Abendessen sowie insbesondere die Messe bildeten einen beeindruckenden Abschluss für ein rundum gelungenes Wochenende in Köln. 

Linda Barbezat


Sommerklänge 2023 in Iserlohn: Entdecken – Hören – Staunen

26. August, 2023

Sucht man nach einer Beschreibung für die Sommerklänge des Jahres 2023 in Iserlohn, so scheint die Trias aus Entdecken, Hören und Staunen geradezu besonders zutreffend als Beschreibung für die diesjährige Reihe zu sein. Vorgeschaltet zum ersten Konzert, das DKM Tobias Leschke als Hausherr bestritt, gab es in diesem Jahr einen Orgelworkshop mit einem anschließenden Mini-Konzert für die jüngsten Orgelfans.

Zu diesem ersten Orgelnachmittag hatten sich zwölf Kinder angemeldet. In diesem Format fand die Veranstaltung zum ersten Mal statt und hat bei den Kindern großen Eindruck hinterlassen. Denn nach dem kleinen Konzert kamen die jungen Zuhörer*innen über die schmale Wendeltreppe hoch zur Orgel-Empore – allein das war schon ein Abenteuer. Oben angekommen, hatten sie dann die „Königin der Instrumente“ genauer kennengelernt – die vielen Pfeifen, die zusammen ein ganzes Orchester aus Trompeten, Oboen und Flöten bildeten, der Spieltisch mit den drei Manualen und dem Pedal sowie auch die einzelnen Pfeifen, in die sie hineingepustet und einen Ton erzeugt hatten. Wer wollte, durfte auch selbst etwas spielen, gerne auch „Alle meine Entchen“, mit Hilfe von Tobias Leschke und einem Finger – jeder hatte mal klein angefangen. Zum Abschluss spielte Leschke den Kindern noch das fröhliche Stück „Echoes of Joy“ von Hans-Andrè Stamm vor, und danach hätte eigentlich Schluss sein sollen. Die Kinder ließen sich jedoch von der Orgel überhaupt nicht wegkriegen. Tobias Leschke musste auch versprechen, diesen kleinen Besuch an der Orgel im nächsten Jahr zu wiederholen, was er auch auf jeden Fall vorhatte.

Beim abschließenden Konzert wurden Werke zum Thema „Orgel zwischen Himmel und Erde“ von Johann Sebastian Bach, Marcel Dupré, Charles-Marie Widor sowie Ausschnitte aus den Zyklen „L´Ascension“ und „La Nativité du Seigneur“ von Olivier dargeboten und von Publikum mit kräftigem Beifall honoriert.

Die 16-jährige Harfenistin Amerie Schlösser aus Wuppertal wurde von Tobias Leschke im Ruhrfestspielhaus Recklinghausen entdeckt und für einen Auftritt in Iserlohn gewonnen. Trotz ihrer jungen Jahre hatte sie bereits im Bundesjugendorchester gespielt und zahlreiche Auszeichnungen in Wettbewerben erhalten. Nach dem Abitur setzte sie ihr Studium an der Musikhochschule Düsseldorf fort. Bei ihrem Auftritt moderierte sie charmant und bescheiden, führte Gedichte ein, die ihre musikalischen Gedanken begleiteten. Ihre Darbietungen umfassten Werke wie die Sonate von Sophia Corri-Dussek, die „Epices“ von Bernard Andrès, die „Fantaisie pour harpe“ von Camille Saint-Saëns und das Impromptu-Caprice von Gabriel Pierné. Durch ihre Interpretationen verband sie Klänge mit Assoziationen wie dem Sommerwind, Vogelgezwitscher, Schmetterlingen im Sonnenstrahl und der einbrechenden Dämmerung. Das Publikum war von der Kombination aus Musik und begleitenden Gedichten begeistert und forderte eine Zugabe, die sie mit einem südamerikanischen Stück erfüllte.

Mit Amelie Held aus New York gestaltete eine besondere Persönlichkeit an der Orgel das dritte Konzert. Mit höchster Musikalität und atemberaubender Präzision gestaltete Amelie Held ein Programm, das unter dem Titel „Heimatliebe“ sowohl komplexe Literatur von Felix Mendelssohn Bartholdy und Max Reger verband, als auch eigene Transkriptionen wie das berühmte Kaiserquartett von Joseph Haydn beinhaltete. Alle Stücke spielte sie mit überzeugender Leichtigkeit und erntete nach dem Schlussstück „ Variationen über ein Thema von Händel“ von Arno Landmann zurecht langen Applaus des beeindruckten Iserlohner Publikums.

Den Abschluss der diesjährigen Reihe bildete ein bewegender Liederabend mit Konstantin Paganetti und Anastasia Grishutina. Als Schlusspunkt der Konzerte überzeugte der Liederabend mit sehr vielen Emotionen und beeindruckender Dramatik. Mit dem Titel „Von tödlichem Wasser und lebendigem Wein“ war das Konzert überschrieben. Dabei spannten die beiden Interpreten einen überzeugenden Bogen von den dramatischen Liedern zum „tödlichen Wasser “ bis hin zu ausgelassenen Liedern auf den Wein und das pralle Leben. So kam nach dem mit begeisterten Applaus honorierten Konzert im Publikum die Frage nach „Herbstklängen“ und „Winterklängen“ auf und ließ die Vorfreude auf die Sommerklänge 2024 steigen.

„Hören – Staunen – Entdecken“- so sind die Sommerklänge 2023 sicherlich gut beschrieben. Ergänzt werden sollte eventuell auch „Erleben“, denn es lohnt sich immer wieder dabei zu sein.