Presse

Nach-Corona-Premiere für die Aloysius-Kirche

13. August, 2020

Das zweite Sommerklänge-Konzert in der kühlen Kirche mit Saxophonist Burghard Corbach zieht rund 100 Besucher an

Rund 100 Zuhörer haben sich am Dienstag beim zweiten Konzert der Sommerklänge coronagerecht in der St.-Aloysius-Kirche verteilt. <b>Michael May</b>

Rund 100 Zuhörer haben sich am Dienstag beim zweiten Konzert der Sommerklänge coronagerecht in der St.-Aloysius-Kirche verteilt. Michael May

Aloysius-Kantor Tobias Leschke (li.) und Burghard Corbach spielten Werke für Saxophon und Orgel.

Aloysius-Kantor Tobias Leschke (li.) und Burghard Corbach spielten Werke für Saxophon und Orgel.

Ralf Tiemann

Iserlohn Mit 100  Besuchern nahezu ausverkauft – so kann es kommen in Zeiten von Corona, sogar in Iserlohns größtem Raum, der Aloysius-Kirche. Mit dem zweiten Konzert der diesjährigen Sommerklänge wurde nach rund einem halben Jahr auch diese Kirche wieder als Konzertstätte reaktiviert, und wie groß der Hunger nach dem kulturellen Lockdown der letzten Monate nach Live-Musik ist, zeigte der großartige Besuch in der kühlen Kirche.

Hartmut Tripps „Voyage“ auf dem Programm

„Viel mehr hätten wir gar nicht reinlassen können“, freute sich auch Kantor Tobias Leschke über das enorme Interesse an dem Konzert, bei dem er selbst auf der Orgelbank Platz nahm. Als Gast hatte er den renommierten Saxofonisten Burghard Corbach dabei, mit dem zusammen er vorwiegend Originalkompositionen für die immer noch recht seltene Kombination Orgel plus Saxophon spielte. Einer, der fleißig für dieses Duo komponiert hat, ist der Iserlohner Saxophonist Hartmut Tripp, dessen Werke inzwischen inzwischen zum festen Kanon für kirchennahe Saxofonisten zählen. Tripp hat es sich natürlich nicht nehmen lassen, selbst das Konzert zu besuchen.

Und das hat sich gelohnt, denn Corbach erwies sich als starker und klangschöner Virtuose und die ausgewählten Werke als sehr melodiöse Kostbarkeiten. Als Kontrapunkt dazu setzte Leschke eine massige und akkordgewaltige Mendelssohn-Sonate, deren einzelne Sätze er in das Konzertprogramm streute, bevor das Konzert mit einer Saxophon-Bearbeitung von Josef Gabriel Rheinbergers Charakterstück „Abendfriede“ endete.

Am Dienstag, 18. August, werden die Sommerklänge um 19.30 Uhr mit den Sängerinnen Maike Buchbinder (Sopran) und Kirstin Frye (Mezzosopran) begleitet von Chris Harding am Klavier fortgesetzt – dann wieder, wenn das Wetter es zulässt, auf dem Platz am Pankratius-Forum.


Das gibt’s nur einmal, das kommt nie wieder

5. August, 2020

Die Sommerklänge an Aloysius starten mit einer ganz neuen Konzertsituation und großartiger Klaviermusik

Flügel drinnen, Türen auf, Publikum draußen – beim Sommerklänge-Auftakt mit Tobias Haunhorst erklang große Klassik inmitten der lärmenden Innenstadt.                                               <b>Michael May</b>

Flügel drinnen, Türen auf, Publikum draußen – beim Sommerklänge-Auftakt mit Tobias Haunhorst erklang große Klassik inmitten der lärmenden Innenstadt. Michael May

Ralf Tiemann

Iserlohn Leisere Passagen gingen im Straßenlärm schon mal unter. Und auch wenn es laut wurde, vermisste man die bebende Kraft, mit der ein Konzertflügel die Zuhörer im geschlossenen Raum schon mal in der Magengrube treffen kann. Unter freiem Himmel und auf Distanz blieb da vieles eher flach und eindimensional, wie eine Landschaft ohne Berge und Täler. Aber in Coronazeiten und nach fast einem halben Jahr ohne Konzerte ist man auch schon mit einem leicht eingeschränkten Hörvergnügen glücklich – Hauptsache wieder gemeinsam live Musik erleben, allein das zählt.

Und außerdem beschert einem das Virus auch Konzertsituationen, die es so – vermutlich aus gutem Grund – noch nie gegeben hat, und wahrscheinlich auch nach der Pandemie nie wieder geben wird. Für den Auftakt der diesjährigen Sommerklänge am Dienstagabend hat Kantor Tobias Leschke zusammen mit den Organisatoren vom Förderverein Musica Sacra ein wirklich außergewöhnliches Setting gewählt. Pianist Tobias Haunhorst nahm im Pankratius-Forum an der Fensterfront am Flügel Platz, alle Türen wurden aufgerissen und draußen auf dem Kirchplatz saß das Publikum – wie inzwischen schon gewohnt mit großen Abständen zwischen Paaren, Einzelgästen und kleineren, zusammengehörenden Besuchergruppen auf einem bestuhlten und mit Flatterband als Auditorium gekennzeichneten Areal mit Ein- und Ausgang, schriftlicher Gästeerfassung, Maskenpflicht und Desinfektionsmitteln.

So eine lange Pause hatte Tobias Haunhorst noch nie

Abgesehen von den zuletzt genannten Corona-Begleitumständen hatte diese Anordnung durchaus etwas Reizvolles, Klassik mitten in der pulsierenden Stadt, wo sich die übliche Geräuschkulisse mit spielenden Kindern und Musikfetzen aus offenen Autos mit Beethoven und Liszt mischen. Von der außergewöhnlichen Optik des Kirchplatzes ganz abgesehen. „Das ist so genial, dass wir überlegen, die Konzerte jetzt immer hierhin zu verlegen“, scherzte Tobias Leschke, der vor allem dankbar war, dass er dank der tatkräftigen Unterstützung seines Fördervereins die diesjährige Konzertreihe überhaupt anbieten kann.

Apropos Beethoven und Liszt – die vorletzte Sonate op. 110 von Beethoven und die ausufernde h-Moll-Sonate von Liszt kann bei weitem nicht jeder Klavierspieler technisch bewältigen und schon gar nicht so durchdringen, wie der junge Tobias Haunhorst. Viel höher kann man kaum greifen und viel tiefsinniger kaum Musik machen. Da geht es um unsterbliche Liebe, Verzweiflung, Tod und Auferstehung, um Faust und Mephisto. Beethoven und Liszt erheben sich weit über rein pianistischen Glanz und virtuoses Spiel. Sie gießen tiefe Gedanken und ein ganzes Universum in Töne – und Haunhorst setzt beide wunderbar ins Verhältnis.

Es war das erste Konzert seit Beginn der Corona-Pause für den ansonsten in ganz Deutschland aktiven Musiker, den Konzertreisen auch ins Ausland bis in die USA und China führen. „So eine lange Pause hatte ich noch nie“, sagte er und sprühte dementsprechend geradezu vor Freude über diese erste Konzertmöglichkeit bei seinem Freund Tobias Leschke, der ihn ja schon öfter nach Iserlohn geholt hatte. Wie immer nahm er das Publikum auf sehr sympathische Weise mit in die Welt dieser Giganten der deutschen Klaviermusik und erklärte, wie er ihre Musik empfindet und deutet. Und wenn einmal der Verkehr am Hohler Weg eine Pause machte und es ganz leise wurde, konnte man sogar hören, welch einen klanglichen Zauber er am Klavier entfalten kann. Da stimmte dann auch das Hörvergnügen.


Sommerklänge mit besonderen Umständen

28. Juli, 2020

Konzerte an Aloysius starten im August

Tobias Haunhorst war 2018 schon einmal zu Gast.  <b>Archiv-BildTiemann</b>

Tobias Haunhorst war 2018 schon einmal zu Gast. 
 

Iserlohn Jeden Dienstag im August finden um 19.30 Uhr wieder die Sommerklänge statt. Die Verantwortlichen des Vereins Musica Sacra Iserlohn haben sich überlegt, wie sie die Konzerte unter den durch die Pandemie bedingten Umständen durchführen können. Bei gutem Wetter finden das erste und das dritte Konzert so statt, dass die Zuhörer auf dem Hof zwischen der Aloysius-Kirche und dem Pankratius-Forum Platz nehmen können. Von dort können sie durch die weit geöffneten Türen den Musikern im Forum lauschen.

Zur Eröffnung wird am 4. August Tobias Haunhorst am Flügel Werke von Beethoven (op. 110) und Liszt (h-Moll-Sonate) darbieten. Das dritte Konzert findet im gleichen Rahmen mit drei jungen Künstlern am 18. August statt. Bei einem Liederabend werden die Sopranistin Meike Buchbinder und die Mezzosopranistin Kirstin Frye begleitet von Chris Harding zu hören sein, alle von der Musikhochschule Detmold. Die beiden anderen Konzerte mit Orgel und Saxophon und Orgel allein finden unter Beachtung der geltenden Hygiene-Regeln in der Kirche statt. Am 11. August spielen Burghard Corbach (Saxophon) und Tobias Leschke (Orgel). Auf dem Programm stehen sowohl klassische Werke (Mendelssohn und Rheinberger) als auch Modernes unter anderem von Hartmut Tripp. Im letzten Konzert am 25. August spielt Peter Albrecht, ein junger Kantor aus Köln, auf der Orgel.

Im Fall von schlechtem Wetter finden alle Konzerte in der Kirche statt. Immerhin stehen in der großen Kirche derzeit etwa 100 Sitzplätze zur Verfügung. Eine Anmeldung ist nicht vorgesehen, da die Zahl der Plätze erwartungsgemäß ausreicht. Der Eintritt zu allen Konzerten ist frei, am Ende wird eine Kollekte eingesammelt.


Videoprojekt kein Ersatz für Chorproben

9. Juni, 2020

Seit Dienstag treffen sich die Mitglieder des Jungen Chors Iserlohn wieder mit Tobias Leschke

Im großen Saal des Pankratius-Forums traf sich der Junge Chor Iserlohn am Dienstagabend zur ersten Probe nach dem Lockdown.                                               <b>Annabell Jatzke</b>

Im großen Saal des Pankratius-Forums traf sich der Junge Chor Iserlohn am Dienstagabend zur ersten Probe nach dem Lockdown. 
 

Annabell Jatzke

Iserlohn Überschwänglich war die Wiedersehensfreude bei den Mitgliedern vom Jungen Chor im Pastoralverbund Iserlohn. Gerne hätten sich die Sänger und Sängerinnen zur Begrüßung in die Arme geschlossen – das allerdings lässt die Corona-Pandemie mit all ihren Vorschriften nicht zu. Am 10. März probte der Chor unter Leitung von Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke das letzte Mal. Nun wagte der junge Kirchenmusiker das Experiment und veranstaltete am Dienstag die erste Chorprobe.

„Ich stehe der Sache sehr positiv gegenüber“, so Leschke, der mit seiner Entscheidung, den Probenbetrieb wiederaufzunehmen, allein auf weiter Flur ist. „Altersmäßig fällt beim Jungen Chor aber keiner unter die Risikogruppe“, begründet er seine Entscheidung. Normalerweise hat der Chor mit Sängerinnen und Sängern zwischen 15 und 45 Jahren 20 Mitglieder. Für die erste Probe nach dem Lockdown gab es besondere Vorschriften. Der große Saal des Pankratius-Forums war genau ausgemessen worden. 15 Sänger und Sängerinnen konnten dem Platz nach an der ersten Probe teilnehmen. Um dies sicherzustellen, erfolgte vorab eine Anmeldung

Zehn Quadratmeter pro Teilnehmer

Zunächst hätten es noch weniger sein dürfen, aber die Verordnungen ändern sich fast täglich. Dem Erlass vom 30. Mai nach braucht es für die ordnungsgemäße Probe pro Sänger zehn Quadratmeter, dabei muss es nach links und rechts zwei Meter Abstand zwischen den Personen geben. Außerdem müssen in „Ausstoßrichtung“, wie es in der Verordnung genannt wird, vier Meter Platz zum nächsten Teilnehmer gewahrt werden.

Auch bei der Dauer der Probe gab es Veränderungen, es wurde nur eine Stunde geübt. Einen entscheidenden Pluspunkt hat das Pankratius-Forum: Durch die gläsernen Fronten konnten während des Probenbetriebs alle Fenster zum Lüften geöffnet werden. Seine Sänger und Sängerinnen kennt Tobias Leschke mittlerweile sehr gut: „Die Leute haben Lust und wollen unbedingt singen.“ Und damit spricht er den Mitgliedern aus der Seele. Nicole Wasner ist beispielsweise eine der Sängerinnen. „Da ich den Raum kenne, hat die Vorfreude die Bedenken überwogen“, sagt sie. Auch Vanessa Oliveres stimmt ihr in diesem Punkt zu. „Ich vertraue den Verantwortlichen“, unterstreicht sie.

Lockdown lähmte den Probenbetrieb

Und wie aus einem Mund sind sich beide einig: „Das gemeinsame Singen hat gefehlt.“ Mit dem Lockdown brach der Probenbetrieb weg, alle Auftritte fielen aus, und es kam für die leidenschaftlichen Sängerinnen und Sänger zu einem großen Einschnitt.

Den konnte auch das Videoprojekt, das während der Kontaktsperre lief, nicht schmälern. Jeder hat zu Hause etwas aufgenommen, und es wurde dann zusammengefügt. Jetzt hoffen natürlich alle, dass solche virtuellen Möglichkeiten nicht mehr nötig sind, um dem gemeinsamen Hobby zu frönen.

 
 

Gegensätze mit großem Reiz

10. März, 2020

Tobias Leschke besticht mit kammermusikalischem Angebot

Katrin Steinfeld, Martin Schröder und Tobias Leschke (am Klavier) baten zur Hofmusik.                                               <b>Wolfgang Meutsch</b>

Katrin Steinfeld, Martin Schröder und Tobias Leschke (am Klavier) baten zur Hofmusik. Wolfgang Meutsch

Hubert Schmalor

Iserlohn Seit der Amtsübernahme von Tobias Leschke als Dekanatskirchenmusiker weht ein frischer musikalischer Wind um die Kirchturmspitze der Aloysius-Kirche. Mannigfaltige Musikangebote, auch in Kooperation mit den evangelischen Partnern, prägen das in kurzer Zeit von Leschke geschaffene innovative Erscheinungsbild. Das muss nicht immer das große aufsehenerregende Oratorium sein, sondern kann, wie am Sonntag, auch einmal aus einem kammermusikalischen Angebot mit sorgfältig ausgesuchten regionalen Künstlern bestehen. Zwei Vertreter sehr gegensätzlicher Blasinstrumente waren eingeladen, im Forum St. Pankratius festliche Barockmusik („Wir bitten zur Hofmusik“) in Begleitung von Tobias Leschke am Flügel zu präsentieren.

Katrin Steinfeld, Musikschullehrerin aus Solingen mit reichlich Konzerterfahrung, ist Fagottistin und bedient ein Rohrblattinstrument, das in tiefer Lage oft brummig-markant, in der Höhe aber auch schlank und gesanglich klingt. Im Gegensatz dazu ist die Trompete, vom Iserlohner Musikschullehrer und versiertem Solisten Martin Schröder gespielt, ein Blechblasinstrument, im Klang klar und gerade in den höchsten Lagen strahlend und dominant.

virtuos, akzentuiert und feinfühlig

Die Kombination dieser so gegensätzlichen Instrumente erwies sich sowohl in den Solokonzerten für Trompete oder Fagott als auch beim gemeinsamen Einsatz in Werken von Bach, Telemann, Scarlatti und weiteren nicht ganz so bekannten, aber gleichwohl bemerkenswerten Barockkomponisten als äußerst reizvoll und abwechslungsreich. Bei den gemeinsam vorgetragenen Werken handelte es sich um – teilweise adaptierte – Trompetenkonzerte. Hier übernahm das Fagott die Bassfigur parallel zum vom Flügel ausgeführten basso continuo und füllte damit gegenüber der melodieführenden Trompete eine eher dienende Funktion aus. Solistisch überzeugten Katrin Steinfeld und Martin Schröder, indem sie die sehr unterschiedlichen Klangcharaktere ihrer Instrumente virtuos, akzentuiert aber auch feinfühlig und ausdrucksstark herausstellten. Tobias Leschke gönnte sich als einziger keine Pause und erfüllte durch souveräne Begleitung, ein Vortragsstück (Präludium und Fuge, c-Moll von Bach) und als charmanter Moderator ein gehöriges Pensum. Die so gut eingestimmten Zuhörer waren anschließend noch eingeladen, an der Mitgliederversammlung des veranstaltenden Fördervereins Musica Sacra Iserlohn teilzunehmen.

 

Musik wie eine warme weiche Decke

23. Januar, 2020

Projektchor begeistert mit außergewöhnlichem Konzert in der St.-Aloysius-Kirche

Kantor Tobias Leschke hatte bei seinem englischen Carol-Projekt einen großen Chor versammelt.                                              <b>Wolfgang Meutsch</b>

Kantor Tobias Leschke hatte bei seinem englischen Carol-Projekt einen großen Chor versammelt. Wolfgang Meutsch

 

Miriam Mandt-Böckelmann

Iserlohn Die nackten Tannenbäume harren an den Straßenecken schon seit Wochen ihrer Entsorgung. Das Fest der Liebe, die Träume von Weltfrieden, einem Dach über dem Kopf für alle und sozialer Teilhabe scheinen in den Herzen der Menschen dem Kampf mit den Neujahrs-Vorsätzen gewichen zu sein. Als die Glocken von St. Aloysius zum Kirchenkonzert rufen, strömen die Iserlohner in Scharen.

In der Kirche füllen sich die Bänke, alles ist stimmungsvoll erleuchtet, und die Chorsänger werfen einen letzten Blick in die Noten: In sensationell vier Proben haben die rund 100 Männer und Frauen unter der Leitung von Dekanatskirchenmusikers (DKM) Tobias Leschke und seiner Assistentin Anna Kristina Naechster seit Anfang Januar ein Konzert der besonderen Art auf die Beine gestellt. Der Projektchor bringt mit der „Ceremony of nine lessons und carols“ eine Tradition der anglikanischen Kirche nach Iserlohn.

Andacht wurde erstmals 1918 gehalten

Bei der traditionellen Andacht in der Weihnachtszeit, die erstmals 1918 gehalten wurde, wechseln sich bekannte Weihnachtslieder („Carols“) mit neun kurzen Texten, den „Lessons“, ab. Beim Iserlohner Konzert stammten diese aber nicht aus der Bibel, sondern von Dichtern und Denkern von Hans-Dieter Hüsch bis Papst Franziskus. Projektchöre liegen im Trend, sie sind eine Entwicklung des Zeitgeists: Immer weniger Menschen wollen sich langfristig binden, das gilt für Vereine, aber auch Chöre – das kurzfristige Engagement ist gefragt. Für einen Chor bedeutet das sehr intensive Probenarbeit, es bleibt nur wenig Zeit, damit Chor und Dirigent die einzelnen Stimmlagen und die einzelnen Sänger zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen – menschlich und musikalisch. Vieles ist neu, man fremdelt, auch mit den Noten, und muss doch zusammen als ein Klangkörper sein Bestes geben. Körper, Geist und Stimme vereint im Sinne eines größeren Ganzen.

Texte bringen zurück auf den Boden der Gegenwart

Tobias Leschke hat diese Herausforderungen mit seinem Chor hervorragend gemeistert und so die Zuhörer in St. Aloysius verzaubert. Der sanfte, volle Klang füllt leicht den großen Kirchenraum, alles klingt ausgewogen, weich und warm. Bei den romantisch-langsamen Carols umschließt die Musik den Zuhörer wie eine weiche warme Decke, in den eher schnelleren Stücken wirkt alles tänzelnd und leicht. Ein echter Genuss. Die Texte bringen die Zuhörer wieder auf den Boden der Gegenwart. Sie handeln von Jesus, der selbst ein Ausgestoßener war und von der Hoffnung darauf, dass „Frieden sein wird, wenn wir auch in den Ausgegrenzten unseren Nächsten sehen“ und „wir die Würde jedes Menschen achten“.

Die nächste „lesson“ handelt vom Wunsch, die Weihnachtsbotschaft an 365 Tagen im Herzen zu tragen und davon, jedem Menschen seine Würde zu lassen. Die Zuhörer feiern mit stehendem Applaus die Leistung des Chores. Als Zugabe gibt es das beschwingte „The first noel“ über die Hirten, die in der Winternacht den Weg zur Krippe gefunden haben.


Große Vielfalt und ein neuer Magnet

10. Januar, 2020

Die hauptamtlichen Kirchenmusiker in der Innenstadt stellen ihr ökumenisches Jahresprogramm vor

Hanns-Peter Springer, Tobias Leschke und Ute Springer (v. l.) stellen das neue ökumenische Jahresprogramm der Kirchenmusik vor.                                              <b>Ralf Tiemann</b>

Hanns-Peter Springer, Tobias Leschke und Ute Springer (v. l.) stellen das neue ökumenische Jahresprogramm der Kirchenmusik vor. Ralf Tiemann

Ralf Tiemann

Iserlohn „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“, hat Udo Jürgens einst gesungen. Die Evangelische Kantorei wird in diesem Jahr 66 Jahre alt und greift dieses Motto auf. Aber gilt es denn auch für die Kantorei und die Kirchenmusik? Fängt ihr Leben wirklich erst an?

Nach der zurückliegenden Adventszeit und dem Weihnachtfest spricht Kantor Hanns-Peter Springer von einem regelrechten Hunger nach Kirchenmusik. Akzeptanz und Begeisterung bei den Zuhörern seien so groß wie nie zuvor. „Wir werden so stark nachgefragt, wir können gar nicht alles leisten, was von uns gewünscht wird“, sagt der Springer. Seine Frau, Ute Springer, die die Kinder- und Jugend-Kantorei leitet pflichtet ihm bei: Sämtliche Konzert zum Jahresende vom Kindermusical bis zum Feuerwerk der Orgelpfeifen seien außerordentlich gut, oftmals besser als je zuvor besucht gewesen.

Während das Publikum wächst, wird es aber auch in den Gruppen der Kantorei und allen Kirchenchören immer schwieriger, neue aktive Sänger zu gewinnen. Wöchentliche Verbindlichkeit und kontinuierliche Arbeit liegen offensichtlich gerade bei den Jüngeren nach wie vor nicht so richtig im Trend. Anders die punktuelle Projektarbeit, wie der katholische Dekanatskantor Tobias Leschke jetzt erfahren durfte. Bei der ersten Probe zu seinem Chorprojekt mit englischen Weihnachts-Carols hatte er mit mehr als 100 Sängerinnen und Sängern einen überwältigenden Ansturm.

Was Nachfrage und Begeisterung angehen, dürfte nach den ersten 66 Jahren tatsächlich das Leben erst anfangen. Und diese Lebendigkeit spiegelt auch das neue kirchenmusikalische Jahresprogramm wider, das die drei hauptamtlichen Kirchenmusiker der Stadt gestern in bewährt ökumenischer Manier vorgestellt haben.

Die großen chorischen Highlights darin sind Händels „The Messiah“ am 27. September von der Evangelischen Kantorei in der Obersten Stadtkirche und das Mozart-Requiem von den Chören des katholischen Pastoralverbundes in der Aloysius-Kirche am 8. November.

Tobias Leschke bietet im zweiten Jahr große Vielfalt

Wobei es bemerkenswert ist, dass Tobias Leschke nach seinem ersten Jahr als Kantor an Aloysius schon so ein starkes Gegengewicht zur Kantorei darstellt und generell im Jahresprogramm mit den stark besetzten Sommerklängen, eigenen Festkonzerten an Pfingsten und Weihnachten sowie vielen anderweitigen Konzertangeboten von der Orgel-Improvisation bis zum Akkordeon-Orchester ein überaus vielfältiges und umfangreiches Konzertprogramm bietet. Er selbst ist auch sehr erfreut über die gute und fruchtbare Entwicklung, gerade bei der Chorarbeit. Zumal er, wie er betont, ja auf keine große katholische Kirchenmusiktradition zurückgreifen kann, sondern in vielen Bereichen wieder neue Wege gehen musste.

Ein besonderes Projekt hat Ute Springer mit der Kinderkantorei in Vorbereitung: Am 9. Mai ist die Uraufführung des Musicals „Jona und die Kinder von Ninive“ als große Kooperationsproduktion in der Obersten Stadtkirche zu erleben. Der Text stammt von der Iserlohner Pastorin und Kantorei-Sängerin Rahel Schöttler, für die Musik wurde erneut der Komponist John Rausek engagiert, der das Stück den Iserlohner Kindern und einem Elternorchester sowie den befreundeten Kindern von Laura Holzwarths Percussion-Ensemble auf den Leib schneidern wird. Zusätzlich singen auch die Kinder der „Happy Voices“ aus Hennen mit – es ist also mit einer großen Aufführung mit rund 100 Kindern und Orchester zu rechnen.

Ansonsten setzen Hanns-Peter und Uta Springer wieder auf viele liebgewonnene Formate vom festlichen Osterkonzert über die Marktmusiken und das Adventssingen bis zum Feuerwerk der Orgelpfeifen, die man gemessen am Publikumszuspruch auch niemals aus dem Programm nehmen darf. Obwohl mit der neuen Grenzing-Orgel in der Bauernkirche ein neuer Magnet hinzugekommen ist, der natürlich auch und ausgiebig seine Anziehungskraft entfalten soll. Schon am kommenden Sonntag, 12. Januar, ist um 17 Uhr Dmitri Grigoriev aus Lüdenscheid zu Gast, der den Bau der Orgel als Sachverständiger begleitet hat und nun den offiziellen Einweihungsreigen beendet.

Neue Möglichkeiten durch die Orgel in der Bauernkirche

Hanns-Peter Springer freut sich vor allem darüber, dass die neue Orgel nicht nur klanglich, sondern durch die ebenerdige Sichtbarkeit vor dem Publikum auch neue Konzertformate möglich macht. So eignet sie sich sehr für Orgel-Plus-Konzerte mit Trompete, Saxofon oder Gesang. Besonders aber auch für Kinderkonzerte, die die Klangmöglichkeiten und das Instrument selbst vorstellen sollen. „Peter Trom und die Orgelpfeifen-Konferenz“ heißt das Programm aus Musik und Lesung, das das Ehepaar Springer am 26. Juni für Kinder von fünf bis zwölf Jahren zeigt. Das 45-minütige Kinder-Orgelkonzert kann aber auch Schulen oder Kindergärten für eine Sonderaufführung gebucht werden.

Zusätzlich schafft die Orgelstiftung Pütter im Laufe des Jahres noch einen Bausatz für eine Kleinorgel, ein sogenanntes Organetto, an, das den Kindern den Bau einer Orgel und damit ihre Funktionsweise begreifbar macht.


Ein gelungener Einstand

5. Januar, 2020

Tobias Leschke dirigierte das Weihnachtskonzert in St. Aloysius

Ein festliches Weihnachtskonzert boten die Chöre des Pastoralverbundes.                                              <b>Dennis Echtermann</b>

Ein festliches Weihnachtskonzert boten die Chöre des Pastoralverbundes. Dennis Echtermann

Iserlohn. Mit stehenden Ovationen feierten die Kirchenmusikfreunde, unter ihnen auch Dechant Johannes Hammer, das festliche Weihnachtskonzert am zweiten Weihnachtstag in der gut gefüllten St. Aloysius-Kirche. Es war ein gelungener Einstand für den neuen Dekanatsmusiker Tobias Leschke, unter dessen Dirigat das Ensemble Ghiribizzo und die Chöre des Pastoralverbundes Iserlohn im berühmten „Oratorio de Noël“ von Camille Saint-Saëns wunderbar harmonierten. Dabei gefiel auch die ungewöhnliche Besetzung mit Orgel und Harfe.

Für die Solisten Merle Bader, Anna Kristina Naechster, Eva Nesserath, Daniel Tilch und Jonas Gansau gab es noch einen Sonderapplaus auch von den Chorschwestern und -Brüdern am Altar. Dietrich Buxtehudes Kantaten „Das neugeborene Kindlein“ und „In dulci jublio“ boten sie mit Impulsivität und spürbarer Freude über die Weihnachtsbotschaft dar.

Etliche Gemeindemitglieder ließen Abend auf Einladung des Pastoralteams beim Glühwein im Pankratius-Forum nebenan ausklingen. Tobias Leschke warb abschließend für die Veranstaltungen im neuen ökumenischen Jahresprogramm, das am Freitag, 10. Januar, um 19.30 Uhr in der Obersten Stadtkirche mit „Gerogorianik meets Pop“ der Gregorian Voices startet.

Am Sonntag, 12. Januar, folgt um 17 Uhr in der Bauernkirche ein Orgelkonzert mit „Noëls des alten und neuen Frankreich“. cofi


Konzert am zweiten Weihnachtstag

24. Dezember, 2019
 

Am zweiten Weihnachtsfeiertag, 26. Dezember, findet um 17 Uhr in der Kirche St. Aloysius das traditionelle Weihnachtskonzert statt. Zum ersten Mal übernimmt der neue Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke die Leitung. Musiziert werden neben dem berühmten „Oratorio de Noël“ von Saint-Säens zwei Kantaten des Barockkomponisten Dietrich Buxtehude. Alle Jahre wieder zeigt sich, dass das Weihnachtsoratorium von Bach einer der Glanzpunkte der Literatur der Weihnachtszeit ist. Mit den Werken von Saint-Saëns und Buxtehude bringen die Chöre des Pastoralverbundes Iserlohn zwei ernstzunehmende Alternativen zu Gehör, die dem Spitzenreiter Bach durchaus Konkurrenz machen können. Saint-Saëns wählte für die Umsetzung eine recht ungewöhnliche, aber interessante Besetzung, indem er fünf Gesangssolisten, einen Chor, ein Streichorchester, eine Harfe und eine Orgel vorsieht. Sein Kompositionsstil ist geprägt von volkstümlicher Melodik und einer schlichten chorischen Satztechnik. Die beiden Kantaten Buxtehudes stecken voller Energie und erweisen sich als kontrapunktische Meisterwerke. Sie zeigen eindrucksvoll, warum Johann Sebastian Bach bei Buxtehude studieren wollte. Virtuos und lyrisch zugleich bieten Stücke einen Kontrast zum „Oratorio de Noël“.

 

Es singen Merle Bader, Anna Kristina Naechster, Eva Nesselrath, Daniel Tilch und Jonas Gansau. Das Ensemble Ghiribizzo und die Chöre des Pastoralverbundes Iserlohn musizieren unter der Leitung von Kantor Tobias Leschke. Der Eintritt ist frei, Einlass ist ab 16.30 Uhr.


Englische Carols in Aloysius: Jeder kann mitmachen

3. Dezember, 2019

Tobias Leschke lädt alle Singbegeisterten ein, nach den Feiertagen in seinem großen weihnachtlichen Projektchor mitzusingen

Kantor Tobias Leschke freut sich auf viele Sängerinnen und Sänger.                                              <b>Ralf Tiemann</b>

KANTOR TOBIAS LESCHKE FREUT SICH AUF VIELE SÄNGERINNEN UND SÄNGER. RALF TIEMANN

Ralf Tiemann

Iserlohn Vor Weihnachten erstickt man fast in Weihnachtskonzerten. Nach Weihnachten kehrt Ruhe ein – obwohl dann ja die eigentliche Weihnachtszeit erst beginnt und sich dann bis weit über Drei Könige hinaus in den Januar erstreckt. Klar, der Alltag draußen in der Welt hat inzwischen andere Regeln, aber wer die Kirchen besucht, der weiß: Krippe und Baum gibt‘s erst Heiligabend und bleiben dann bis Mitte Januar stehen.

Und eigentlich ist das ja auch ganz schön. Denn nach dem ganzen Trubel der Vorweihnachtszeit kehrt schlagartige Ruhe ein, es sind Ferien und man hat erst dann Zeit und Muße, sich wirklich auf Weihnachten, auf Besinnlichkeit und auch auf die schöne Musik, die dieses Fest bietet, einzulassen.

Das sagt jedenfalls Tobias Leschke, Kantor an St. Aloysius, der Anfang Januar erneut zu einem Chorprojekt einlädt, um am Samstag, 19. Januar, englische Carols in der Aloysius-Kirche zu singen. Schon vor einem Jahr hatte er ein solches stimmungsvolles Konzert bei Kerzenschein mit dem Jungen Chor des Pastoralverbundes gegeben. Nun soll es aber noch größer und festlicher werden, weswegen er jeden, der Spaß an den englischen traditionellen Weihnachtsliedern hat, zum Chorprojekt einlädt.

Die Hürden sind nicht hoch. Angesetzt sind vier Probenabende ab dem 7. Januar immer Dienstag und Freitag. Und die Literatur ist alles andere als schwer. Jeder, der gerne singt, darf sich in den Chor einreihen. Rund 50 Anmeldungen hat Tobias Leschke schon – es wird bestimmt eine tolle und klangvolle Sache, bei der es Spaß macht, mitzusingen. Anmeldungen für die „Ceremony of Nine Lessons and Carols“ sind per E-Mail an leschke@ pviserlohn.de möglich.

Etwas höher hängen die Früchte dann bei dem nächsten Projekt, das Tobias Leschke plant. Am 8. November des kommenden Jahres möchte er anlässlich des 75. Jahrestages des Kriegsendes das Requiem von Mozart mit Chor und Orchester in der Aloysius-Kirche aufführen.

Geplant ist dieses Projekt mit dem Kammerchor, was auch bedeutet, dass sich die Sängerinnen und Sänger eigenständig mit einer Begleit-CD zu Hause vorbereiten.

Proben für Mozart-Requiem starten im Februar

Über die Unterstützung von erfahrenen Sängerinnen und Sängern, die sich das zutrauen und unter Umständen das Requiem schon kennen, würde sich der Kantor sehr freuen.

Am Freitag, 7. Februar, starten die Proben. Bis November sind neun Abendproben und drei Probentage samstags plus Generalprobe am 7. November angesetzt.

Als nächstes steht aber dieses Weihnachtsfest auf dem Programm, und das startet am 2. Weihnachtstag, 26. Dezember, um 17 Uhr mit der Aufführung des Weihnachtsoratoriums von Camille Saint-Saëns in der Aloysius-Kirche mit den Chören des Pastoralverbundes, Gesangssolisten und dem Ensemble Ghiribizzo. Die Leitung dieses Konzertes hat Tobias Leschke.