Presse

Junge Blechbläser trotzen der Überakustik

6. November, 2019

Das Märkische Kreisjugendorchester liefert ein starkes Konzert in der klanglich schwierigen Aloysius-Kirche ab

Viel Blech und Schlagwerk: Am Sonntag spielten 60 junge Musiker in Aloysius groß auf.                                               <b>Michael May</b>

VIEL BLECH UND SCHLAGWERK: AM SONNTAG SPIELTEN 60 JUNGE MUSIKER IN ALOYSIUS GROSS AUF. MICHAEL MAY

Hubert Schmalor

Iserlohn Da ist in der Aloysius-Kirche am Samstagabend in der Tat ein mächtiger Klangapparat aufgetreten. Das Märkische Kreisjugendorchester präsentierte die Ergebnisse einer vorgehenden Probenphase im Musikbildungszentrum Bad Fredeburg. Ob Martin Theile als Dirigent dieses mit 55 Blasmusikern und fünf Perkussionisten ausgestatteten Orchesters von Jugendlichen und jungen Erwachsenen jedoch wusste, auf welch dünnes Eis er sich hinsichtlich der kolossalen Überakustik dieses Kirchenschiffs mit einem solchen Klangkörper begibt?

Schlagwerk ließ den Kirchenraum erbeben

Viele regionalen Musiker haben mit dieser überbordenden Akustik der Aloysius-Kirche bereits Bekanntschaft gemacht und begegnen ihr mit großem Respekt. Und so brauchte es für die Zuhörer schon eine gewisse Eingewöhnungszeit, um sich zumindest bei Fortissimo Passagen auf das ansonsten sehr anspruchsvolle und musikalisch einwandfrei dargebotene Konzertprogramm einzulassen. Allein der gleichzeitige Einsatz von Kesselpauken, großer Konzerttrommel, Röhrenglocken, Mallets und Drumset mit ihrer abenteuerlichen Klangfülle ließen den Kirchraum regelrecht erbeben. Bei leisen, eher homophonen Satzstrukturen und bei der Bevorzugung obertonarmer Instrumente wie Oboen, Querflöten oder Klarinetten kamen die Strukturen der Werke für sinfonisches Blasorchester wesentlich besser zur Geltung und offenbarten, welch tolle musikalische Qualität hier herangewachsen ist.

Interessanterweise setzte sich die schön gezeichnete Baritonstimme von Florian Conze, auch vor dem Hintergrund der Orchesterbegleitung und ohne Mikrofon, in dieser aufgewühlten Akustik hervorragend durch. Gerade die Interpretation von „Oh du mein holder Abendstern“ aus dem Tannhäuser gelang sowohl dem Solisten als auch dem Orchester, gerade im Sinne Richard Wagners als „Todesahnung“, äußerst treffend. Aber auch das Mitwirken der Kirchenorgel (Tobias Leschke) funktionierte, sogar auf große Entfernung, akustisch und musikalisch einwandfrei und verlieh einigen Beiträgen zusätzlich strahlenden Glanz.

Das Vorbereitungsteam hinter den Kulissen, das sich auch für die Organisation dieses Großprojekts Kreisjugendorchester verantwortlich zeigt, hatte sich zum Leitthema des Konzerts „Et in terra pax“ sehr viele Gedanken gemacht und rezitierte zwischen den Musikstücken verbindende Texte aber auch Schilderungen von Ereignissen, die aktuell den Weltfrieden und das gesellschaftliche Zusammenleben bedrohen.

„Et in terra pax“ von Jan van der Roost ging unter die Haut

Gerade im Kontext mit dem zentralen Werk des Abends „Et in terra pax“ von Jan van der Roost, beeindruckte dies die zahlreichen Zuschauer besonders und ging direkt unter die Haut. Kompliment für die Auswahl dieser Musik-Text-Konstellation – und den Mut, derzeitige Problematiken wie zum Beispiel Rechtsextremismus und die Flüchtlingssituation im Mittelmeer so direkt anzusprechen.

Fazit: ein musikalisch, konzeptionell und intentional sehr gelungenes Konzert, unter günstigeren akustischen Bedingungen wäre es hervorragend geworden.


Worship gospeln- Gospel worshippen

18. September, 2019
 
Der Gospelworkshop startete am vergangenen Samstag in der Gemeinde St. Peter und Paul.

HEMER.  Gelungener Auftakt der besonderen Veranstaltungsreihe mit der Dozentin Njeri Weth in Haus Hemer.

Mit großem Erfolg ist am Samstag die „Week of praise“ im Dekanat Märkisches Sauerland gestartet. Die Auftaktveranstaltung fand in Form eines Gospelworkshops unter dem Motto „Worship gospeln – Gospel worshippen“ in Haus Hemer statt. 50 Teilnehmer im Alter von 20 bis 70 Jahren nahmen an dem Ganztagesprojekt mit Dozentin Njeri Weth teil.

Die deutsch-kenianische Gesangspädagogin, die über 20 Jahre Bühnenerfahrung als Opernsängerin vorweisen kann und als Dozentin an der Popakademie Witten tätig ist, führte die sangesfreudigen Teilnehmer in das Thema ein. Die Dozentin sang mit den Teilnehmern, klärte aber auch Fragen wie „Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Worship- und Gospelmusik?“ oder „Wo liegen die Gemeinsamkeiten?“ geklärt. Bei den praktischen Gesangsübungen coachte die Referentin aus Spangenberg bei Kassel, die bundesweit tätig ist, ihre Schützlinge im Bereich Gesang und Stimmbildung. Wer Njeri Weth kennt, weiß, wie lebendig sie ist.

Die Workshop-Teilnehmer von der Musik begeistert

Deshalb gelang es ihr bestens, die Workshop-Teilnehmer, von denen viele bereits über Vorbildung verfügten und diese noch weiter vertiefen wollten, für die Musik zu begeistern. Sie vermittelte den Spaß an der Musik. Dabei legte sie keinen Wert auf die Noten, sondern machte die Musik anhand der Liedtexte spürbar. Dies bedeutete für die Teilnehmer, dass der Gesang auch mit jeder Menge Bewegung einherging. Unterstützt wurde Weth beim Workshop durch Pianist Damian Ostwald.

Nach dem Ankommen und Stehcafé ging es direkt in die Phase des Kennenlernens und der Stimmbildung. Danach hieß es „Heart of Worship – Soul of Gospel“. Im weiteren Verlauf des Workshops erfolgten ein Repertoirestudium in Worship und Gospel. Das „fertige Endprodukt“ des Workshops wurde zum Abschluss bei einem Wortgottesdienst am St. Vitus-Denkmal präsentiert. Dort konnte die Gruppe mit stimmlichem Können überzeugen. Für alle Seiten ein Gewinn, die Wortgottesdienstbesucher mitsamt Pfarrer Dietmar Schulte freuten sich über die musikalische Gestaltung, und die Teilnehmer des Workshops hatten eine Menge gelernt, was der eine oder andere in seinem jeweiligen Chor weiter anwenden kann.

Viele Veranstaltungenzum Mitmachen

Die Lobpreis-Aktionswoche geht noch bis kommenden Sonntag und es warten noch eine Vielzahl an interessanten Mitmach-Veranstaltungen in Hemer, Iserlohn, Balve und Menden, die zeigen sollen, dass Kirchenmusik keinesfalls verstaubt ist, sondern stattdessen modern, vielfältig attraktiv und erlebbar sein kann. Gaby Iserloh, Familien- und Jugendreferentin des Dekanats, war am Samstag selbst ganz begeistert mit von der Partie und weist explizit nochmal auf zwei besondere Veranstaltungen hin. Am Samstag von 10.30 bis 18 Uhr wird im Pfarrheim St. Marien Menden ein Cajonbau-Workshop mit Martin Berens angeboten. An gleicher Stelle zur gleichen Uhrzeit findet auch das Angebot „Neues Geistliches Lied – Da gibt’s doch was Neues!“ mit Christoph Spengler statt.


Schlussakkord mit vier Händen

8. September, 2019

FOTO: RALF TIEMANN

Zum Abschluss der Sommerklänge lassen Tobias Leschke und Klaus Stehling die Orgel brausen

Von Ralf Tiemann

Iserlohn. Mächtiger kann ein Schlussakkord wohl gar nicht aus- fallen. Vier Hände und vier Füße auf der großen Feith-Orgel in der Aloysius-Kirche – das ist schon ein gewaltiger Klang, der sich da entfaltet.

Tobias Leschke, Kantor an St. Aloysius, hatte zusammen mit dem renommierten Organisten Klaus Stehling zu diesem Konzert eingeladen. Stehling ist Lehrer am Dort- munder Mallinckrodt-Gymnasium, hat aber durch seine rege Konzerttätigkeit, die ihn unter anderem auch nach Hamburg, Berlin, Paris und in die Kathedrale von Palma de Mallorca geführt hat, und wegen seiner vie-len CD-Einspielungen, darunter sehr erfolgreiche Aufnahmen für Sa-xofon und Orgel, einen sehr hohen

Bekanntheitsgrad erworben. Mehrere zeitgenössische Komponisten haben ihm Werke gewidmet.

 

„Die Reihe ist auch über Iserlohn hinaus viel bekannter, als man glaubt.“
Tobias Leschke, Kantor an St.Aloysius
 
 

Am Dienstag trat er nun mit dem Iserlohner Kantor in die Pedale, wobei beide Musiker auch Solo-Werke beisteuerten – unter anderem ein Teil aus der sechsten Orgel-Sinfonie von Widor und eine Trio-Sonate von Tobias Leschke sowie Choralbearbeitungen von Pachelbel und Johann Gottfried Walther gespielt von

Klaus Stehling. Im Zentrum standen aber die Werke für vier Hände und vier Füße – ein Präludium mit Fuge von Händel, eine Sonata von Ramon Ferrenac, Variationen über „Nun ruhen alle Wälder“ von Christian Gott- lob Höpner und schließlich jene wuchtig sich auftürmenden Variationen über „Lobe den Herren“ des zeitgenössischen Komponisten Michael Burkhard, die den mächtigen Schlussakkord nicht nur für dieses Konzert, sondern für die ganze Reihe der diesjährigen Sommerklänge abgaben.

Vor allem die Kammerkonzerte waren seht gut besucht. Mit deren Verlauf war Tobias Leschke, der die Reihe erstmals in der Nachfolge von Christopher Brauckmann gestaltet hat, im Ganzen hoch zufrieden. Besonders die beiden kammermusikalischen Abende im Pankratius-Forum – ein Liederabend und ein Duo-Konzert für Gitarre und Flöte – seien sehr gut angenommen worden. Für die Orgelko zerte in der Kirche hätte er sich ein wenig mehr Publikum gewünscht, zumal beide Konzerte mit Mona Rozhdestvenskite und Klaus Stehling wirklich sehr gut besetzt gewe- sen seien und weit mehr als nur etwa 50 Zuhörer in der großen Kirche verdient gehabt hätten.

Ganz ähnlich plant Leschke nun auch die nächsten Sommerklänge: zwei kammermusikalische Abende und zwei Orgelkonzerte. Wobei sich bereits viele interessierte Künstler bei ihm gemeldet hätten: „Die Reihe ist auch über Iserlohn hinaus viel bekannter, als man glaubt.“


Erschütternde Musik mit erschwertem Zugang

16. August, 2019

Die Reihe „Sommerklänge“ feiert im Forum St. Pankratius mit dem Bariton Jonas Gansau einen großartigen Auftakt

von Ralf Tiemann

Foto: Michael May © Iserlohner Kreisanzeiger, 15.08.2019
Jonas Gansau (Bariton) und Damian Ostwald (Klavier) haben am Dienstag, 13.08.2019 im Forum St. Pankratius die “Sommerklänge” eröffnet. © Iserlohner Kreisanzeiger, 15.08.2019 – Foto: Michael May

Iserlohn – Der „Doppelgänger“ aus Schuberts „Schwanengesang“ – das ist wirklich düster und verbreitet eher Schwermut und Todessehnsucht als sommerliche Leichtigkeit. Und doch machte der Liederabend, mit dem am Dienstagabend die diesjährigen „Sommerklänge“ im Forum St. Pankratius anhoben, Lust auf mehr. Nicht nur auf mehr Konzerte aus dieser beliebten Reihe, die nun erstmals von Iserlohns neuem Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke gestaltet wurde, sondern generell auf mehr Musik in diesem kammermusikalischen Format, wie man sie in Iserlohn einfach viel zu selten zu hören bekommt.

Ernst und Tiefe auf ganz natürliche Weise

Vor allem viel zu selten in solcher Qualität. Denn die beiden jungen Musiker Jonas Gansau (Bariton) und Damian Ostwald (Klavier), die sich beide noch im Lehramtsstudium in Dortmund befinden, machten ihre Sache mehr als fabelhaft. Vor allem Jonas Gansau interpretierte diese ernste Musik mit sehr viel Persönlichkeit, ließ große Stimme hören ohne zu viel Pathos zu verbreiten, bot vielmehr die nötige Dramatik und Tragik dieser romantischen Musik auf sehr natürliche Weise, was am Ende vermutlich auch für die stehenden Ovationen und zwei geforderte Zugaben verantwortlich war. Sein Vortrag und die Begleitung von Damian Ostwald waren fein ausgearbeitet und gaben je nach ausgewähltem Stück zwischen Schubert, Edvard Grieg und Kurt Weill Anlass zum Träumen, auch mal zur Heiterkeit, vor allem aber – wie bei Schuberts „Doppelgänger“ – zum melancholischen Nachfühlen.
Erschütternde Musik mit erschwertem Zugang weiterlesen


Ein neuer Kinderchor für Sümmern

20. Mai, 2019

Anna Kristina Naechster
Anna Kristina Naechster

Geprobt wird im Pfarrheim St. Gertrudis in Sümmern. Im Rahmen des neuen Programms für Nachwuchsförderung wird der Kinderchor des Pastoralverbundes
Iserlohn wiederbelebt. Ab dem 4. Juni wird der Chor immer
dienstags um 15 Uhr im Pfarrheim an der St.-Gertrudis-Kirche in Sümmern proben. Natürlich sind nicht nur die Mitglieder des ehemaligen Chores unter Christopher Brauckmann eingeladen, sondern alle interessierten Kinder des Pastoralverbundes.
Eine Altersbegrenzung gibt es bewusst nicht. Sollte die Altersspanne ein sinnvolles Arbeiten erschweren und die Gesamtzahl dies zulassen, wird die Gruppe in zwei Altersstufen geteilt. Leiten wird den Chor Anna Kristina Naechster. Die Gesangspädagogin, die im Pastoralverbund für Stimmbildung und
Nachwuchsförderung im Bereich der Chorarbeit angestellt ist, ist auf Kinderstimmbildung spezialisiert und leitete bereits mehrere Kinderund Jugendchöre.

Text © Iserlohner Kreisanzeiger, Lokalteil Iserlohn 15.05.2019
Foto © privat


Hingehen, wo die Kinder sind

26. April, 2019

Anna Kristina Naechster soll den Nachwuchs für die Kirchenmusik gewinnen.

Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke und die kirchenmusikalische Assistentin Anna Kristina Naechster sind seit Anfang April ein Team. - Foto: Ralf Tiemann
Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke und die kirchenmusikalische Assistentin Anna Kristina Naechster sind seit Anfang April ein Team. – Foto: Ralf Tiemann

Von Ralf Tiemann
Iserlohn. Die katholische Kirche weitet ihr musikalisches Engagement weiter aus. Seit Anfang April hat Dekanatskantor Tobias Leschke mit der Stimmbildnerin und Chorleiterin Anna Kristina Naechster tatkräftige Unterstützung. Die Gemeinde leistet sich dieses zusätzliche Angebot einer kirchenmusikalischen Assistenz mit halbem Stellenumfang , weil der pastorale Raum immer größer wird und kaum noch von einem hauptamtlichen Kirchenmusiker allein bewältigt werden kann.
Wie Tobias Leschke im Gespräch erklärt, sei Iserlohn mit nebenamtlichen Organisten reich gesegnet. Daher habe er bei der Stellenbesetzung gezielt nach einer Chorleiterin und Gesangspädagogin gesucht, die ihn vor allem bei der Nachwuchsförderung, sprich bei der Gründung neuer Kinder- und Jugendchöre, unterstützt. „Anna Kristina Naechster ist eine Idealbesetzung“, sagt Leschke. „Sie kennt sich in Iserlohn sehr gut aus und kommt bei dem Jungen Chor bestens an“. In der Tat betreut sie den Chor bereits seit zwei Jahren als Stimmbildnerin und hatte in der Übergangszeit nach dem Weggang von Kantor Christopher Brauckmann auch weitere Aufgaben in der Chorleitung übernommen. Außerdem hat sich die 32-jährige auch in Iserlohn schon als Konzert-Sopranistin einen Namen gemacht. Konzerttätigkeit, Unterricht und Chorleitung sind die drei Standbeine der vielseitigen Musikerin. Für ihre neue Stelle in Iserlohn muss sie ihre bisherigen Tätigkeiten als Dozentin und Chorleiterin aber ein wenig einschränken.

Ein neuer Kinderchor im ländlichen Bereich

„An Nachwuchs fehlt es in allen Bereichen“, sagt Tobias Leschke. „Unser Jugendchor zeigt aber, dass das Interesse am Singen reisengroß ist.“ Um dem Nachwuchsmangel zu begegnen, hatten sich auch seine Vorgänger schon bemüht, neue Kinderchöre an der Aloysius-Kirche zu gründen. Mit der Einstellung von Anna Kristina Naechster werden diese Bemühungen nun aber auf solide Füße gestellt und systematisch verfolgt. Ihr Konzept sieht vor, möglichst früh im Kindergarten anzufangen und die Kinder im Idealfall täglich mit den Erzieherinnen singen zu lassen, um dann einen neuen Kinder- und Jugendchor aufzubauen.
Hingehen, wo die Kinder sind weiterlesen


Glanzpunkte in St. Aloysius

30. März, 2019

Schwungvolles Dirigat und bärenstarke Gesangsleistung bei „Stabat mater dolorosa“

Foto: Felix Kriewald © Iserlohner Kreisanzeiter, 21.03.2019
Viola Haumann und Jessica Jones harmonierten wunderbar. – © Foto: Felix: Kriewald

Von Felix Kriewald
Iserlohn. „Schaut die Mutter voller Schmerzen, wie sie mit zerriss’nem Herzen unterm Kreuz des Sohnes steht“ – mit diesen Worten beginnt die deutsche Übersetzung des lateinischen Gedichts „Stabat mater dolorosa“. Eine Betrachtung der Maria und ihrer Gefühlswelt beim Anblick des gekreuzigten Jesus. Trotz ungeklärter Autorenschaft wurde der mittelalterliche Text unzählige Male vertont. Eine der bekanntesten Versionen stammt vom italienischen Barockkomponisten Giovanni Battista Pergolesi, der das Werk am Ende seines nur 26-jährigen Lebens schrieb, das ihn aber bis heute unsterblich gemacht hat. Dieses Stück für Streichquintett, Alt und Sopran war am Sonntag in der Aloysiuskirche zu hören. Es musizierte das Ensemble „Ghiribizzo“ unter der Leitung von Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke, gemeinsam mit Viola Haumann und Jessica Jones.

Doch bevor die Sängerinnen ihren großen Auftritt hatten, spielte das Ensemble eine Symphonie von Johann Christoph Friedrich Bach, ein Werk, das lange Zeit verschollen war. In drei Sätzen zeigten das Ensemble und Leschke am Cembalo eine enorme Spielfreude auf und nahm diese nahtlos mit in das nächste Werk. Leschke hatte vor dem Konzert bekundet, dass ihm beide Stücke sehr am Herzen lägen – das war vor allem im „Stabat mater“ zu spüren. Sein schwungvolles Dirigat begeisterte die Zuhörer so wie die bärenstarke Leistung der Sängerinnen. Viola Haumann, Alt, und Jessica Jones, Sopran, harmonierten auf wunderbare Weise miteinander. In den Duetten mischten sich ihre Stimmen zum lieblichen Gesamtklang und jede konnte in den Soloarien besondere Glanzpunkte setzen. Wurde Haumanns Stimme in der Tiefe zuweilen vom sehr langen Hall des Kirchenraums verwischt, so strahlten ihre Spitzentöne umso heller, und sie bewahrte das ganze Stück über ein angenehmes Timbre. Besonders auszeichnen konnte sie sich mit der Arie „Quae maerebat et dolebat“, die mit ihren vielen Verzierungen einige Tücken bereithält.

Die Londoner Sopranistin Jones fiel durch ihre helle Stimme und lebhafte Phrasengestaltung auf, aber besonders beeindruckte sie mit ihrer dynamischen Spannweite. Wie langsam an einer Schnur aus dem Nichts gezaubert, erklangen bei ihr teilweise die Töne, um in der folgenden Phrase kraftvoll durch das Kirchenschiff zu schmettern.

Text und Foto © Iserlohner Kreisanzeiger, Lokalteil Iserlohn vom 21.03.2019


Riesiges Interesse am neuen Kantor

11. Februar, 2019

Tobias Leschke präsentiert sich bei seinem „Auftakt“ als versierter Virtuose

Tobias Leschke bei seinem Orgel-Debüt in St. Aloysius. - © Foto: Wolfgang Meutsch
Tobias Leschke bei seinem Orgel-Debüt in St. Aloysius. – © Foto: Wolfgang Meutsch

Schließlich war es das Debüt des neuen Dekanatskantors Tobias Leschke in der Aloysius-Kirche. Und als er zu Beginn von Pfarrer Johannes Hammer im Altarraum begrüßt wurde, um etwas zu den ausgewählten Werken zu sagen, schlug ihm eben dieser Beifall aus einer einmal mehr sehr gut gefüllten Kirche entgegen – Iserlohner Verhältnisse, die Leschke mit einiger Verblüffung, aber auch mit sehr großer Freude registrierte. „Ich hatte ehrlich gesagt ein wenig Angst, mich heute in einer leeren Kirche über meinen Dienstantritt zu freuen“, sagte er. Aber weit gefehlt: Das Interesse an Kirchenmusik ist in der Waldstadt nach wie vor riesengroß. Das Konzert trug den passenden Titel „Auftakt“. Und trotz der Defizite der Feith-Orgel (siehe oberen Bericht) präsentierte Tobias Leschke sich selbst als versierten Virtuosen und dem Publikum ein höchst abwechslungs- und kontrastreiches Programm, in dem er zwischen Dietrich Buxtehude und César Franck sehr viele unterschiedliche Stile, Formen und Stimmungen erzeugte und mit einem spektakulären Widor abschloss. Dafür war ihm dann auch nach dem Konzert der langanhaltende Applaus des Publikums sicher.

Text © Iserlohner Kreisanzeiger, Lokalteil Iserlohn vom 05.02.2019, Seite 11 – Foto © IKZ vom 05.02.2019


Ein Jahrhundertprojekt für St. Aloysius

11. Februar, 2019

In zwei Jahren wird die Kirche saniert. Ein Förderfonds des Bistums macht auch einen Orgelneubau möglich.

© Archiv-Foto: Michael May - Iserlohner Kreisanzeiger, Lokalteil Iserlohn, 05.02.2019
© Archiv-Foto: Michael May – Iserlohner Kreisanzeiger, Lokalteil Iserlohn, 05.02.2019

Von Ralf Tiemann

Iserlohn. Tobias Aehlig hatte schon früh erkannt, dass der Orgel irgendwie der „letzte Wumms“ fehlt, Christopher Brauckmann hatte es rundweg abgelehnt, Orgelkonzerte in der Aloysius-Kirche zu geben, und auch der neue Dekanatskantor Tobias Leschke räumt ein, dass die große Orgel ziemlich gruselig klingt. Es ist schon lange kein Geheimnis mehr: Die Feith-Orgel in der Aloysius-Kirche ist schlichtweg nicht in der Lage, große Orgelliteratur adäquat erklingen zu lassen, sie entspricht weder den Anforderungen des riesigen Kirchenraums noch denen der hauptamtlichen Kirchenmusiker, die in der jüngeren Vergangenheit hoch oben auf der Orgelempore mit großer Virtuosität ihren Dienst versehen.
Die Unzufriedenheit mit dem Instrument soll nun aber in naher Zukunft der Vergangenheit angehören. Wie Pfarrer Johannes Hammer am Sonntag am Rande des Auftaktkonzertes von Tobias Leschke mitteilte, soll im Zuge der groß angelegten Kirchenrenovierung, die in zwei Jahren ansteht, nach jetzigem Planungsstand auch eine neue Orgel für Aloysius gebaut werden. Beides zusammen – Komplettsanierung und Orgelbau – kommt dann einem Jahrhundertprojekt gleich, das nur möglich wird, weil das Bistum Paderborn einen Fonds angelegt hat, um die Kirchenmusik in der ganzen Diozöse auch über Orgelmodernisierungen zu fördern. Die Aloysius-Kirche als größte Pfarrkirche des Bistums habe dabei Priorität, der Orgelbau soll vom Bistum mit 75 Prozent gefördert werden. Auch die Kirchensanierung werde vom Bistum mitgetragen. Dennoch werde das Gesamtpaket auch für die Iserlohner Gemeinde einen enormen finanziellen Kraftakt bedeuten.
Hinter den Plänen des Bistums steht die einfache Frage, was die Menschen in Zeiten schwindender Mitglieder- und Gottesdienstbesucherzahlen überhaupt in die Kirche zieht. Die Kirchenmusik spielt dabei eine wichtige Rolle. Pfarrer Hammer spricht von einer Brückenfunktion, um Menschen an die Kirche zu binden. Ganz ähnliche Überlegungen haben ja auch den Förderverein zum Erhalt der Bauernkirche dazu bewogen, in diesem Jahr einen ehrgeizigen Orgelneubau zu verwirklichen, um den Betrieb der Kirche über Konzertbesuche dauerhaft finanzieren zu können. Die Erkenntnis, dass Musik mehr Menschen anzieht als vieles andere, hatte zuletzt bereits im Bistum Paderborn zu einer kirchenmusikalischen Offensive geführt, bei der 19 Dekanatskantorenstellen eingeführt worden waren, um die Kirchenmusik auch in der Fläche strukturell zu stärken und qualitativ anzuheben.

Aufwertung der Kirchenmusik im gesamten Bistum

Einer dieser Dekanatskantoren sitzt in Iserlohn und ist für das märkische Sauerland zuständig. Nun folgt der zweite Schritt, indem diese neuen Kantoren auch mit den passenden Instrumenten, die ihren Fähigkeiten und ihrem Anspruch genügen, ausgestattet werden – ein Glücksfall für Iserlohn.
Ein Jahrhundertprojekt für St. Aloysius weiterlesen


Ökumene wird in der Kirchenmusik fortgesetzt

15. Januar, 2019

Ute und Hanns-Peter Springer stellen mit Tobias Leschke ein gemeinsames Jahresprogramm vor

von Ralf Tiemann

Sie gehen gemeinsame Wege: Die evangelischen Kirchenmusiker Hanns-Peter und Ute Springer mit ihrem neuen katholischen Kollegen Tobias Leschke (re.).

Iserlohn. Für Tobias Leschke war es ein ziemlich heftiges halbes Jahr, das er jetzt hinter sich gebracht hat. Nicht nur, dass er parallel zu seiner Stelle als Kirchenmusiker in Nordkirchen nochmals ein Studium zum Master im Fach Orgel an der Musikhochschule Detmold aufgenommen hat. Bereits im Sommer wurde er in Iserlohn zum Nachfolger von Christopher Brauckmann als katholischer Dekanatskirchenmusiker gewählt. Und trotz der ohnehin schon gegebenen Doppelbelastung stieg er auch hierfür sofort in die Planungen ein. Zumal schon wenige Tage nach der Wahl sein zukünftiger evangelischer Kollege Hanns- Peter Springer anrief, um auch mit dem „Neuen“ an St. Aloysius die gute ökumenische Tradition in der Iserlohner Kirchenmusik mit einem gemeinsamen Jahresprogramm fortzusetzen.

Gemeinsames Programm ist „mehr als sinnvoll“

Absprachen zwischen den Konfessionen kenne er bereits aus seinen bisherigen Stationen, sagte Leschke bei der Vorstellung dieses Jahresprogramms, allerdings nicht in dieser Intensität. „Das ist aber mehr als sinnvoll“, freut er sich auf die über¬konfessionelle Zusammenarbeit. Die evangelische Kirchenmusik sei mit ihren Chören, Konzerten und der großen Kinderkantorei durchaus tonangebend in Iserlohn, und er sei froh, dass Hanns-Peter Springer auf ihn zugekommen sei und er da mitmachen dürfe.
Froh ist er aber auch, dass es jetzt endlich losgeht. Der Einstand mit seinem Jungen Chor sei schon fantastisch gewesen. Nun folgt am 3. Februar sein Iserlohner Debüt als Konzertorganist. Vor allem hat er es aber geschafft, schon lange vor seinem Amtsantritt eine stattliche Konzertreihe auf die Beine zu stellen, bei der auch die beliebten „Sommerklänge“ fortgesetzt werden – vier ganz unterschiedliche Konzerte im August und September,  nicht zwingend geistlich, mal im Pankratius-Forum, mal in der Aloysius-Kirche.
Ökumene wird in der Kirchenmusik fortgesetzt weiterlesen